Vor drei Jahren war sie bettelarm, nun ist die britische Sängerin Rumer in ihrer Heimat ein Star. Das Abendblatt verlost sechs Konzertkarten.

Stage Club. Wieder einer dieser Tage, an denen Sarah Joyce nach einem Acht-Stunden-Job in einem Telefonladen ihre Gitarre unter den Arm geklemmt und sich zu einem Open-Mic-Abend aufgemacht hat. Müde vom Tag, aber immer noch mit der kleinen Hoffnung, dass jemand vielleicht mitbekommen würde, was für eine tolle Stimme sie hat. Diesmal fährt sie zum Cobden Club im Westen von London, wo sich jeden zweiten Donnerstag Newcomer präsentieren können. Und Sarah hat Glück. Endlich mal. Etwas nervös hat sie ein paar ihrer Lieder gesungen, und als sie von der Bühne geht, spricht sie ein Produzent namens Steve Brown an, lädt sie in sein Studio ein.

Drei Jahre ist das jetzt her. Und Sarah Joyce ist damals auf der Strecke geblieben. Zumindest der Name. Denn der Stern am Pophimmel ist zwar der von Sarah - aber nun heißt sie "Rumer".

"Ich wollte einen griffigen Künstlernamen, deshalb habe ich Rumer gewählt", sagt die 31 Jahre alte Sängerin. Rumer ist der Vorname der bekannten und von Sarah Joyce verehrten britischen Kinderbuchautorin Rumer Godden. Drei Jahre lang hat die dunkelhaarige Künstlerin zusammen mit Produzent Brown am Album gearbeitet. Keine einfache Zeit, denn Rumer musste auch Geld verdienen. "Ich bin bettelarm gewesen, aber ich habe es immer geschafft, pünktlich meine Miete zu bezahlen. Und schon aus Stolz habe ich mir nicht anmerken lassen, wie dreckig es mir manchmal ging", erzählt sie.

Vor ihrem heutigen Auftritt im Stage Club hat ihre Plattenfirma Warner sie in einem Vier-Sterne-Hotel am Schanzenpark untergebracht. Manchmal kann Rumer es immer noch nicht fassen, dass sie sich jetzt an so einem feudalen Ort befindet und nicht mehr in einem einfachen Apartment in London.

Dass sie auf ihren Promo-Trips in teuren Hotels untergebracht wird, hat einen einfachen Grund: Erfolg. Ihr Debütalbum "Seasons Of My Soul" wurde am 1. November in Großbritannien veröffentlicht und musste sich im Weihnachtsgeschäft gegen Take That, Rihanna und Pink behaupten. Doch die Newcomerin schnellte hoch bis auf Platz drei der Hitparade und hatte bis zum Fest schon 300 000 Alben verkauft. Plötzlich rissen sich die TV-Shows um Rumer, der berühmte Komponist Burt Bacharach lud sie nach Kalifornien ein, um mit ihr einen Weihnachtssong aufzunehmen, Elton John verpflichtete sie für seine BBC Electric Proms.

"Seasons Of My Soul" ist ein Album voller Balladen, mit Streichern, Bläsern und Chören instrumentiert. Rumer wurde bereits mit Karen Carpenter verglichen, aber ihre Lieder erinnern mehr an den britischen "Blue-Eyed Soul" der 60er-Jahre und den damaligen Star Dusty Springfield. Die großen Arrangements sind kristallklar produziert, Rumers dunkle Stimme klingt oft melancholisch, aber nie pathetisch. "Die vergangenen zehn Jahre waren für mich sehr hart. Ich hatte Depressionen, war arm, meine Mutter starb an Krebs."

In Deutschland erscheint ihr Debütalbum erst Mitte Februar

Die Lieder reflektieren diese Zeit, und deshalb schwingt in ihnen immer Trauer mit. "Mein nächstes Album wird positiver werden und von Hoffnung handeln", sagt sie. Hoffnung schimmert auch in den aktuellen Songs durch, aber die Texte zeigen all die verzweifelten Tage im Leben von Rumer, als sie noch die unbedeutende Sarah Joyce war und der Ruhm nur ein Traum.

"Season Of My Soul" wird in Deutschland am 18. Februar veröffentlicht, ihr erstes Konzert gibt Rumer heute Abend im Stage Club. Karten kann man dafür nicht kaufen; Warner hat die Britin bei diesem Showcase ausschließlich für geladene Gäste nach Hamburg geholt. Sechs Abendblatt-Leser gehören exklusiv dazu: Wir verlosen 3 x 2 Karten. Wer heute Abend das Live-Debüt der in Pakistan geborenen Sängerin erleben will, muss bis 12 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff: Rumer an die Adresse action@abendblatt.de schicken (bitte Alter und Telefonnummer angeben).

Die Gewinner werden Rumer mit ihrer siebenköpfigen Band im Club in der Neuen Flora erleben. Im Repertoire hat sie dann Songs wie das unter die Haut gehende "Healer", das sie nach dem Tod ihrer Mutter geschrieben hat, "Come To Me High", in dem sie sich einen Engel wünscht und "Aretha", ihre Hommage an Aretha Franklin. "Darin geht es um die Dankbarkeit, die man Künstlern gegenüber empfindet. Jeder hat seine eigene Aretha", sagt sie. Was die schwarze Soulsängerin einst für Sarah Joyce bedeutete, könnte Rumer heute für manchen Fan werden: eine stete Begleiterin.

Rumer heute 20.00, Stage Club (S Holstenstraße), Stresemannstraße 163, nur für geladene Gäste