In Matti Geschonnecks ZDF-Thriller “Der Verdacht“ spielt Christiane Paul eine rätselhafte Frau auf der Suche nach der Wahrheit

"Ihr Verhalten in letzter Zeit wirft einige Fragen auf", sagt die Dame von der deutschen Botschaft in Windhuk, Namibia. Der Satz ist natürlich nicht ungewöhnlich, wohl aber der Zeitpunkt, zu dem er fällt: gleich zu Beginn dieses Films. Man hat zwar keine Ahnung, wovon die Frau redet, ist aber dennoch geneigt, ihr zuzustimmen: Maja Reichardt macht in der Tat einen etwas seltsamen Eindruck. Das wird im Verlauf der Handlung eher zu- als abnehmen, was für einen Fernsehfilm durchaus mutig ist. Selbst wenn die Protagonistin von Christiane Paul und somit einer potenziellen Sympathieträgerin verkörpert wird: Diese Maja ist überspannt, wenn nicht gar paranoid.

Autor Bernd Lange ("Sturm", "Requiem") und Regisseur Matti Geschonneck orientieren sich mit ihrer Geschichte an einem klassischen Thriller-Thema: Eine Hauptfigur, meistens weiblich, fühlt sich zunehmend verfolgt. Da die Handlung konsequent aus ihrer Sicht erzählt wird, bleibt die Frage offen, ob sie sich alles bloß einbildet. Lange und Geschonneck gehen noch einen Schritt weiter: Erst gegen Ende wird deutlich, dass man keineswegs Zeuge eines Beziehungsdramas war.

Allerdings legt schon der Einstieg nahe, dass die Geschichte nicht bloß von der schleichenden Trennung eines Ehepaars erzählt, zumal Majas Mann Hanno (Hans-Jochen Wagner) auf gewaltsame Weise ums Leben gekommen ist. Sein Unfalltod ist Auftakt zu einer Rückblendenkonstruktion, in der sich mehrere Zeitebenen abwechseln. Maja schildert der Botschaftsmitarbeiterin (Ina Weisse) die Erlebnisse der letzten Wochen. Gemeinsam mit Hanno hat sie Projekte für alternative Energiegewinnung entworfen. Im Auftrag der Regierung Namibias sind beide nach Windhuk gekommen. Während eines Streifzugs durch die Stadt wird Maja beinahe ermordet. Als sich die Zwischenfälle häufen, verdächtigt sie einen Konkurrenten (Pierre Besson), der das Paar mit einem billigeren Angebot unterbieten will. Die Ungewissheit und Majas zunehmend merkwürdiges Verhalten führen dazu, dass sich das Paar immer stärker entzweit. Schließlich gibt es nur noch einen Menschen, dem Maja vertraut, eine Ärztin (Mina Tander), die in derselben Hotelanlage Urlaub macht.

Zunächst bezieht die Geschichte ihren Reiz aus der völligen Ungewissheit, worauf Lange und Geschonneck hinauswollen. Die betont unwirtlich ins Bild gesetzte Landschaft Namibias trägt noch zu Majas desorientiertem Zustand bei: Allein in einem völlig fremden Land fühlt sie sich von allen guten Geistern verlassen. Trotzdem erreicht der Film bei Weitem nicht Intensität und Dichte der jüngsten Werke Geschonnecks (etwa "Duell in der Nacht" oder "Entführt!"). Die Frage nach dem Tätermotiv, bei Krimis nicht ganz unwichtig, lässt Lange unbeantwortet.

Der Verdacht ZDF, heute 20.15 Uhr