Prominente unterstützen mit der Solidaritäts-Gala “Kir Loyal“ das Deutsche Schauspielhaus

Hamburg. Aktuelle politische Krisen salzen jede Moderation. Wer wüsste das besser als das Hamburger Entertainer-Trio-Studio Braun? "Gefühle sind wie Eier", sagt Jacques Palminger, neben Rocko Schamoni auf einer Wolkenschaukel schwebend, und bläst in seine Mundorgel. "Es gibt gute und schlechte. Wir befassen uns heute nur mit den guten." Die Situation der von Kürzung und Schließung bedrohten Kulturstätten in Hamburg habe sich zwar vorübergehend entspannt, das halte dennoch nicht davon ab, weiter Ideen zu aktivieren.

"Das Schauspielhaus ist eine Grünfläche, auf der alle grillen dürfen", so die Botschaft Palmingers an die Hamburger. Und die wurde gleich in die Tat umgesetzt. Mit der vierstündigen Solidaritäts-Gala "Kir Loyal".

Studio Braun rief und alle kamen. Ensemble-Mitglied Achim Buch gab den Conférencier in der Baby-Schimmerlos-Maske. Ein in Uniform kaum zu erkennender Bela B. berichtete von seinen Erlebnissen als Trommler in einem Berliner Polizeiorchester, Kabarettist und Ex-"Titanic"-Chefredakteur Martin Sonneborn ließ Heinz Strunk als Spitzenkandidaten für seine Partei "Die Partei" allerlei Unsinnspoesie schwadronieren.

Die Stimmung von heiterer Satire und Dekadenz wich zunehmend dem Ernst der Sache. Das Schauspiel Hannover bot kokett einen Shuttlebus ans eigene Haus für Theaterliebhaber an. Vor allem aber nutzten Hamburger Initiativen die Bühne des größten deutschen Sprechtheaters, um für ihre Anliegen zu werben. Aus dem Netzwerk "Recht auf Stadt" wiesen Christoph Twickel von der Initiative "Not In Our Name, Marke Hamburg", das Gängeviertel, Fette Mieten Party, No BNQ sowie das Besetzungskomitee Lux & Konsorten auf steigende Mietpreise und Gewerbeleerstand hin. Mit Ensemblemitglied Jana Schulz entrollten Aktivisten an dem leer stehenden Electrolux-Gebäude in der Max-Brauer-Allee eine riesige Warnweste.

Die Wende beim Gängeviertel und in der Kulturpolitik hat gezeigt, dass Bürgerprotest wirkt. Daran erinnerten Schorsch Kamerun und Sepp Bierbichler samt einem dreiköpfigen Revolutionsgremium der Münchner Kammerspiele mit Protestliedern von Erich Mühsam bis Ernst Toller.

Bedroht ist weiterhin das erfolgreiche Junge Schauspielhaus, das am Sonntag zu einem Tag der offenen Tür lud. Falls der neue Intendant den Malersaal wieder als Spielstätte nutzen will, würde das Junge Schauspielhaus seine Spielstätte verlieren, ähnlich wie vor einigen Jahren das Klecks-Theater. Vertreter diverser Kinder- und Jugendtheater aus ganz Deutschland sprachen sich daher für seinen Schutz und eine Institutionalisierung unabhängig vom Intendanten aus. An welchem Ort auch immer.