Spannendes Duell: Helmut Kohl gegen Wolfgang Schäuble

Berlin. Im Januar 2000 war Schluss. "Ich habe in meinem Leben viel zuviel Zeit mit dir verbracht, und es wird keine Minute mehr geben", rief Wolfgang Schäuble Helmut Kohl noch aufgebracht zu, dann verließ er das Büro. Auf Nimmerwiedersehen, wie sich im Lauf der nächsten Monate und Jahre herausstellen sollte.

Tatsächlich hatten Kohl und Schäuble bis dahin 30 politische Jahre miteinander verbracht. Aufopferungsvoll und loyal hatte der Freiburger Einser-Jurist dem Dauerkanzler gedient. Zum Bruch war es gekommen, als Schäuble sich um eine mögliche eigene Kanzlerkandidatur betrogen sah. Der 68-Jährige spricht heute noch von "miesen, kriminellen Intrigen gegen mich". Kohl, der Schäuble im Zuge der CDU-Spendenaffäre mit unangenehmen Enthüllungen gedroht hatte, spielte noch lange das Unschuldslamm: "Was für eine Intrige?"

45 Minuten dauert der unterhaltsame Film, den Jean-Christoph Caron und Stephan Lamby über diese gescheiterte Männerfreundschaft gemacht haben. Er bildet den Auftakt der dritten "Duelle"-Staffel, die ARD-Chefredakteur Thomas Baumann als "idealtypisches Informationsfernsehen" bezeichnet. Doppelbiografien über "Porsche gegen Piech" (31.1.) und "Gerhard Schröder gegen Oskar Lafontaine" (7.2.) werden folgen.

Dass Kohl und Schäuble seit jenem Januartag nicht mehr miteinander gesprochen haben, liegt übrigens an Schäuble. Während Kohl immer wieder versöhnliche Signale ausgesendet hat, bleibt dieser, der unter Angela Merkel noch einmal zum Innenminister und später sogar zum Finanzminister aufstieg, bis heute eisern. "Ich will", sagt er, "nichts mehr mit ihm zu tun haben."

Wie sehr alte Enttäuschungen nachwirken, lässt sich aber Schäubles Ton entnehmen, wenn er auf Kohls größten politischen Fehler zu sprechen kommt: den Verzicht auf Steuererhöhungen nach der Wiedervereinigung. Dieses Versprechen, so Schäuble bitter, habe Kohl gegeben, "als ich gerade außer Gefecht gesetzt war, weil auf mich geschossen worden war".

Duelle Mo 24.1., ARD 21.00