Eine Glosse von Tino Lange

Die politische Bundesrepublik hat schon vieles ertragen: Liebesaffären, Spendenskandale, Farbbeutel-Attacken. Eine bunte Republik ist das. Sogar in Bayern. Eigentlich ist Joachim Herrmann (CSU), seit 2007 bayrischer Innenminister, ein Politiker, wie es die dortige Folklore verlangt: Er ist Mitglied im - "Gott will es!" - Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, sitzt im Verwaltungsrat der BayernLB und kämpft gegen zu laxe Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit, Killerspiele und andere dunkle Wolken am weiß-blauen Himmel.

Nur: Würden Kriminalbeamte, wie von ihm gefordert, freie Hand bei der Onlinedurchsuchung der Rechner von Verdächtigen bekommen, würden sie in Erlangen auf der Festplatte seines jüngsten, 19 Jahre alten Sohnes, auf einige Merkwürdigkeiten stoßen - unter dem Pseudonym "Jackpot" selbst geschriebene Amateur-Hip-Hop-Songs mit den üblichen Text-Themen harter Reimjungs: Saufen und ... ääh ... dieses Wort, welches so ähnlich klingt wie der bayerische Ausdruck für eine Ohrfeige ("Fotzn").

Da ein großer Teil der deutschen Jugendlichen gern Hip-Hop hört, ist dieser "Porno-Rap"-Skandal (Bayern), diese Wahlkampf-Munition (Opposition), diese Petitesse (Restdeutschland) eigentlich nur ein statistischer Zufall. Abgesehen davon ist die CSU ja eh Deutschlands Hip-Hop-Partei, seit sich Parteichef Horst Seehofer vor einem Jahr eine neue Wahlkampf-Hymne wünschte. Von Bushido.