Am Sonntag jährt sich der Todestag des deutschen Jahrhundertkünstlers Joseph Beuys zum 25. Mal

Hamburg. Auseinandersetzungen hat er zeitlebens nie gescheut, und vielleicht würde es Joseph Beuys ja gefallen, wenn er wüsste, dass er auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod noch für aktuelle Schlagzeilen gut sein kann. Erst Anfang dieser Woche hatte der "Joseph Beuys Estate", hinter dem die Künstlerwitwe, Sohn Wenzel und Tochter Jessyka stehen, heftige Kritik an der Auslobung eines "Joseph Beuys Preises für Forschung" durch die Stiftung Museum Schloss Moyland geübt. Museumsdirektorin Bettina Paust ließ sich gleichwohl nicht abschrecken, ohnehin schwelt seit zwei Jahren zwischen dem Museum und den Erben ein Konflikt um die Urheberrechte am Werk des deutschen Ausnahmekünstlers. "Wer sagt uns denn, dass Beuys das nicht gewollt hätte", fragte Paust in einem Zeitungsinterview, was naturgemäß unbeantwortet bleiben muss.

Am 23. Januar jährt sich der Todestag des Düsseldorfer Akademieprofessors, der wie kein Zweiter die Kunstszene der jungen Bundesrepublik aufgemischt hat, zum 25. Mal. Das Interesse an dem Künstler ist noch immer wach. Die Art, mit der er Kreativität mit Provokation verband, den konventionellen Werkbegriff sprengte und mit Materialien und Formen umging, verstört und fasziniert noch heute.

Joseph Beuys stammte aus Krefeld, wurde im Krieg schwer verwundet und begann 1945 seine künstlerische Karriere. Er studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie Bildhauerei, wurde Meisterschüler von Ewald Mataré und hatte 1953 seine erste Einzelausstellung. 1958 sorgte er für Furore, als er erstmals Werke aus völlig außergewöhnlichen Materialien wie Filz und Fett schuf.

Obwohl er zunächst noch Plastiken gestaltet hatte, die dem üblichen bildhauerischen Muster seiner Zeit entsprachen, ging er bald völlig neue Wege, verband unterschiedliche Genres und überschritt die Grenzen zwischen Installation und Performance. Mit seinem "erweiterten Kunstbegriff" sorgte Beuys für Begeisterung und Empörung gleichermaßen.

Als Kunstprofessor in Düsseldorf setzte er sich über die Normen des akademischen Lehrbetriebs hinweg und besetzte 1972 mit Studenten das Sekretariat der Akademie, worauf er vom zuständigen Minister, dem späteren Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten Johannes Rau von seiner Professur entbunden wurde. Von 1964 an nahm der Mann, der stets mit Hut auftrat, mehrfach an der Kasseler Documenta teil, wurde auch international bekannt und spielte auf dem Kunstmarkt eine immer wichtigere Rolle.

Obwohl manche seiner Aktionen in der Öffentlichkeit als vordergründige Provokation empfunden wurden, ging es ihm schon früh um grundlegende Fragen wie den Zielkonflikt von Ökonomie und Ökologie. Vielleicht ist die Radikalität, mit der er scheinbare Sicherheiten infrage stelle und die bewundernswerte Komplexität seiner Werke der eigentliche Grund für seine fortdauernde Aktualität. Künstler wie der Ostdeutsche Carsten Nicolai oder der amerikanische Medienkünstler Matthew Barney beziehen sich auf das Werk des rebellischen Düsseldorfer Akademieprofessors. Am 23. Januar 1986 starb Joseph Beuys im Alter von 64 Jahren in seinem Düsseldorfer Atelier.