Die Klangchoreografie “The Sound of It“ auf Kampnagel erzeugt faszinierende Bilder

Kampnagel. Leises Stühlerücken irgendwo. Noch einmal, diesmal lauter, näher. Dann ein entferntes Geruckel. Im dunklen Raum sitzen die Zuschauer verteilt auf Stühlen, die sie jedoch nicht bewegen können. Das Geräusch kommt aus Kopfhörern. In der Klangchoreografie "The Sound of It" von Lucia Glass und Maxwell McCarthy auf Kampnagel uraufgeführt, bewegen sich Schritte, Stimmen und Klänge von Objekten. Sie erzeugen einen Raum um jeden Hörer, der sich auszudehnen und zu verengen scheint.

Plötzlich ein Atmen hinter mir. Ich drehe mich um. Niemand ist zu sehen, nur mein Hintermann. Das Hecheln und Tappen eines Hundes, das Geflüster eines angeheiterten Typen, seine Aufforderung, die Kopfhörer abzunehmen - alles erzeugt einen geschärften Sinn, eine äußere und innere Bewegung. Der Hörer wird zum Re-Agierenden und erzeugt seine eigenen Bilder. Ein Wasserstrahl ist akustisch so präzise verortet, dass in mir das Gefühl entsteht, eine Flasche zu sein, die sich füllt.

Im raffinierten Wechsel von Distanz und Ferne öffnen Lucia Glass und Maxwell McCarthy einen Klangraum, in dem sie Hörsinn und Fantasie zum Tanzen bringen, ohne dass ein Tänzer sich nach üblichen Mustern bewegt. Die beiden bleiben huschende und manipulierende Schatten, die mit Papier knistern, Vorhänge ziehen oder Gegenstände zu Fall und Klang bringen. Sie sind die geheimnisvollen Drahtzieher der 45-Minuten-Choreografie, die in den Köpfen der Hörer durch den mit Toningenieur Florian Mathews ausgetüftelten Klanglandschaften fesselnd und unterhaltsam Gestalt annimmt.

The Sound of It bis 23.1., 21.00, Kampnagel, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de