Mariss Jansons und die Wiener Philharmoniker wahrten beim Gastspiel in der Laeiszhalle sehr schön die Contenance und drehten nicht durch.

Hamburg. Man könnte Berlioz' "Symphonie fantastique", einen der sichersten Applausbeschaffer für Tournee-Programme, auch ganz anders spielen: so wahnwitzig, als hätte der Dirigent über weite Strecken ein wirres Grinsen im Gesicht, ständig am Rande der Hysterie, als unbändig funkelndes Psychogramm.

Mariss Jansons und die Wiener Philharmoniker wollten aber beim Gastspiel in der Laeiszhalle den klassischen, gut ausgeleuchteten Weg des Tugendsamen partout nicht verlassen. Anstatt das Manisch-Überdrehte im Klangkörper rasant von der Kette zu lassen, wahrte man schön, sehr schön die Contenance. Das war konservativer als erwartet, dafür aber sehr attraktiv und lehrreich. Denn zwischen Jansons und dieses Orchester passt kein Blatt, da wird jede Geste verstanden, keine Chance zum Glänzen verspielt. Bleibt gespannt abzuwarten, wie gut diese symbiotische Wunschkonzert-Kultur mit dem Concertgebouw bei Jansons Hamburg-Comeback im Februar und mit dem BR im März funktioniert.

Ganz und gar erwartungsgemäß dagegen geriet Thomas Hampsons Auftritt. Seine Version von Mahlers "Liedern eines fahrenden Gesellen" war auch schön, sehr schön. Zu schön, zu selbstverliebt, um die Brüchigkeit des dünnen Eises zu schildern, auf denen sich Mahlers tragische Gestalten Richtung Sensenmann bewegen.