Hamburg. Wenn sich Gleichgesinnte treffen, kann bei allzu viel Selbstvergewisserung, gegenseitiger Zustimmung und einhelliger Kritik schnell Langeweile aufkommen. Dass es in der dritten Auflage der Reihe "Notstand Kultur", zu der das SPD-nahe Kulturforum auf Kampnagel geladen hatte, ganz anders kam, mag sowohl am Kreis der Beteiligten als auch an der Themenstellung gelegen haben.

Moderiert von Till Briegleb von der "Süddeutschen Zeitung" diskutierten die Vorsitzenden von vier wichtigen Freundeskreisen vor mehr als 200 interessierten Zuhörern über ihr Selbstverständnis, ihre bisherigen Erfahrungen und ihre Erwartungen an die Kulturpolitik der künftigen Regierung.

In der Beurteilung der jetzigen waren sich Sibylla Ribbentrop (Schauspielhaus), Ekkehard Nümann (Kunsthalle), Peter Voss-Andreae und Gert Hinnerk Behlmer (Historische Museen) weitgehend einig: Desaströs sei sowohl die Bilanz von Ex-Kultursenatorin Karin von Welck als auch ihres Nachfolgers Reinhard Stuth.

Auch wenn alle Beteiligten mit der bevorstehenden Bürgerschaftswahl Hoffnungen verbinden, unterscheiden sich die konkreten Erwartungen: Behlmer ist optimistisch, er knüpft seine Hoffnung an kulturpolitische Statements des SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz. Der hatte versprochen, "die Abwärtsspirale aus Streichungen und Kürzungen zu beenden".

Peter Voss-Andreae gab sich weitaus verhaltener und erinnerte an das berühmte Bismarck-Zitat, nachdem nirgends so viel gelogen werde wie vor einer Wahl und nach einer Jagd.

Gerade deshalb, warf Nümann ein, müssten die Freundeskreise die Politiker nach der Wahl an ihre Versprechen erinnern. Im Interesse der Kultur sollte der Druck aufrechterhalten werden: "Gemeinsam haben wir etwa 30 000 Mitglieder und damit mehr als jede politische Partei in Hamburg."