Es immer aufregend, in einer gewachsenen Gemeinschaft "der Neue" zu sein. Man wird milde misstrauisch beäugt, muss sich beweisen, einpassen und dennoch eigen bleiben. Wenn unser Neuer im Grindel allerdings fortsetzt, was er an Tag 42 nach Eröffnung gezeigt hat, dann ist ihm die rückhaltlose Eingemeindung sicher: Bau.

In den ehemaligen Räumen des persischen Lokals Apadana hat Neuinhaber Felix Bau (ehemals Geschäftsführer von Sarah Wieners Catering/Hamburg) folkloristisches Möbelgewirk gegen klare Linien ausgetauscht: weiße Ware, schwarze Schwingstühle, große Bilder - chic, aber nicht zu chic, um als kostspielige Edelbrasserie missverstanden zu werden. Als Küchenchef engagierte Bau den Hiddenseer Björn Dröse, der im Tafelhaus mit Rach, im Haerlin mit Rüffer kochte - ein Küchen-Bau-Meister eben - , und im Service jenen Typus hellwachen Mann, der wirklich gerne Gastgeber ist. Und sich selbst dann noch freut, wenn Gäste, die nicht an einem Tisch sitzen, mit lang gereckten Schlemmerhälsen Gabelhappen austauschen ...

Serviert werden die Klassiker der frankophilen-unkomplizierten Küche

Der Tag im Bau beginnt mit Frühstück (ab 6,50 Euro) bis langschläferfreundliche 15 Uhr; zum Mittag bis in den Abend gibt es die Klassiker der frankophilen Unkompliziert-lecker-satt-Küche wie Steak Tartar (14 Euro), Steak Frites, Caesar Salad und (psst: perfektes!) Wiener Schnitzel, dazu eine Pasta und Suppe des Tages. Die zweiwöchentlich wechselnde Abendkarte eröffnet schließlich die kulinarische Rallye Hiddensee-Paris-Dakar - und da spielt Dröse sein ganzes in Sternenküchen erarbeitetes Kunsthandwerk aus. Aber das zu Preisen, die besser in den Grindel passen als, sagen wir mal, an die Elbchaussee: Die Frühlingsrolle vom Reh (9 Euro) schmeckt nach Sachsenwald, Marrakesch und Provence gleichzeitig. Die marinierten Pulpo (12 Euro) ringeln sich zart und saftig auf herbem Salat, der Weißburgunder von Karl May (6,50 Euro) steuert die Quitte, der Lehrensteinsfeld-Riesling (7 Euro) die Herbstäpfel bei. Wie Dröse Sonnenschein, Heuduft und die Freude eines Picknicktages in die Kaninchenkeule (18 Euro) bekommen hat, sagt er auch nicht; das Tatar übrigens schmeckt frisch wie just vom Knochen geschabt.

Neugierig wären wir noch auf die Fische und das Kalb und den Käse; so passte aber noch ein solider Schokoladenkuchen (8 Euro) mit Schmelzkern in den lächelnden Magen. Willkommen, Neuer, mach weiter so - aber wie sagt man eigentlich: Das Bau? Im Bau? Beim Bau herein? Sehr erbaulich, jedenfalls.

Bau. Restaurant & Bar Di-Do/So 10.00-24.00, Fr/Sa 10.00-1.00 Uhr, Küchenschluss 22.30/23.00. Grindelhof 77 (U Hallerstraße, MetroBus 4/5), T. 41 49 53 33; www.bau-hamburg.com