Nach seiner spektakulären US-Tournee kommt Rogers Waters mit seiner opulenten Rockoper “The Wall“ im Juni 2011 nach Hamburg.

O2 World. Es war eine der erfolgreichsten und spektakulärsten US-Tourneen in diesem Jahr: 700 000 Tickets verkaufte Roger Waters dort für 56 Shows für die Neu-Inszenierung seines epochalen Meisterwerks "The Wall". Im kommenden Jahr wird diese Welttournee in Europa mit 61 Konzerten fortgesetzt. Viele davon sind schon ausverkauft. Auch in Hamburg macht der einstige Pink-Floyd-Bassist am 10. und 11. Juni in der O2 World Station. Für den ersten Termin gibt es kaum noch Karten, denn die Nachfrage ist immens.

Im Februar 1980 erlebte "The Wall" seine Premiere in Los Angeles. Anschließend wurde die Rockoper nur noch in New York, London und Dortmund sowie im September 1990 nach der Öffnung der Berliner Mauer als Benefizkonzert vor dem Brandenburger Tor aufgeführt.

Als Roger Waters "The Wall" Ende der 70er-Jahre komponierte und schrieb, befand sich Pink Floyd bereits in einem Prozess der Auflösung. Keyboarder Richard Wright verließ die Band noch während der Studioaufnahmen, Waters durchlitt damals eine depressive Phase. Der 1943 geborene Musiker reflektiert in dem autobiografischen Spektakel seine Kindheit als Halbwaise, sein Vater kam im Zweiten Weltkrieg ums Leben, er erinnert sich an leidvolle Erfahrungen mit seiner ihn überbehütenden Mutter, mit grausamen Lehrern. Aber er verarbeitete damals auch aktuelle Ereignisse seines Lebens, denn die Hauptfigur Pink ist ein Rockstar wie Waters selbst. Seine Ehe zerbrach, der als despotisch verschriene Superstar geriet in eine selbst verschuldete Isolation.

"Vor mehr als 30 Jahren, als ich 'The Wall' schrieb, war ich ein ängstlicher junger Mann. In den Jahren seither ist mir der Gedanke gekommen, dass die Geschichte meiner Angst eine Allegorie für größere, weiter reichende Anliegen war: Nationalismus, Rassismus, Religion. All diese Themen werden von denselben Ängsten bestimmt wie mein Leben damals", sagt Waters. Gerade die aktuellen Konflikte zwischen dem Islam und der westlichen Welt haben Waters darin bestärkt, "The Wall" als eine Antikriegsbotschaft noch einmal in Szene zu setzen.

Wie schon vor drei Jahrzehnten errichten Bühnenarbeiter auch jetzt Abend für Abend eine Mauer aus Pappziegeln am vorderen Bühnenrand. 73 Meter breit und elf Meter hoch wird das Ungetüm, die elfköpfige Band verschwindet dahinter immer weiter.

Am Ende des ersten Teils ist die Mauer geschlossen. Der zweite Teil beginnt mit den Songs "Hey You" und "Is There Anybody Out There?" Das Eingeschlossensein von Waters' Figur Pink ist komplett. Dieses Bild des von der Welt abgeschnittenen und völlig isolierten Menschen erhält neue Wucht, weil es auch für die vielen Computerfreaks steht, die vor allem in virtuellen Welten leben, aber zu normaler Kommunikation kaum noch fähig sind.

Allerdings profitiert auch "The Wall 2010/2011" vom größer gewordenen Spektrum der technischen Finessen. Neue Projektionstechniken ermöglichen die gesamte Breite der Mauer zu nutzen. Videos und Animationen ergänzen die Musik; die überdimensionalen aufblasbaren Puppen sind damals wie heute Teil der Inszenierung, genauso wie das Kampfflugzeug, das über die Köpfe der Zuschauer hinwegsaust und in die Bühnenkulissen abstürzt.

Diese Mammuttournee könnte der letzte große Kraftakt in Roger Waters' Karriere sein. Eine Reunion von Pink Floyd wird es wegen der Differenzen mit Gitarrist David Gilmour definitiv nicht geben. Doch auch 30 Jahre nach ihrer Uraufführung sind die Themen dieser Rockoper von zwingender Aktualität. Einer der Gründe für den riesigen Erfolg von "The Wall" in diesem Jahr.

Roger Waters: The Wall Fr/Sa 10./11.6.2011, jeweils 20.00, O2 World, Karten ab 87,- im Vorverkauf; Internet: www.roger-waters.com