No-Budget-Regisseur Henna Peschel feiert am Sonnabend sein Festival der Hamburg-Filme “Elbblick“ zum fünften Mal - mit ordentlich Sound.

Metropolis. Mit einem seiner kernigen Hamburg-Streifen feiert Henna Peschel mittlerweile jedes Jahr Premiere auf dem großen Filmfest der Hansestadt. Diese Präsenz hält den No-Budget-Regisseur jedoch nicht davon ab, eine eigene kleine cineastische Sause zu veranstalten. Mit seinem Kollegen Torsten Stegmann lädt Peschel diesen Sonnabend bereits zum fünften Mal zum Elbblick-Festival. Die Filmemacher versprechen "illustre Gäste von Regisseur bis Stuntman und viel Musik". Ein gutes Stichwort. Denn der Sound von der Elbe wird nicht nur live im Metropolis-Kino erklingen, sondern auch auf der Leinwand zu erleben sein.

Die 2010 entstandene Dokumentation "Hamburg Calling - Musik aus einer Hafenstadt", die beim Elbblick um 16 Uhr ihre Kino-Premiere feiert, zeigt die heimische Pop- und Rock-Szene zwischen Nachkriegszeit und Gegenwart. Regisseur Oliver Schwabe hat, von Peschel an der Kamera begleitet, Hamburger Musiker vom Liedermacher Bernd Begemann bis zu den subversiven Jungspunden 1000 Robota interviewt. Prägende Figuren wie Schorsch Kamerun von der Agitprop-Band Die Goldenen Zitronen und Produzent Tobias Levin erzählen, wo sie herkommen. Nämlich nicht aus Hamburg, sondern vom Dorf, der norddeutschen Provinz, dem Vorort. Dort, wo der Punk erst zeitverzögert aus England anlandete, dafür aber umso heftiger zündete und die Dorfjugend schließlich in die Hafenstadt trieb.

Bernadette Hengst kommt als eine von wenigen Frauen zu Wort

Doch Schwabes Film ist kein reiner Gesprächsreigen. Klug montiert er die Aussagen zu Einflüssen, Texten und Netzwerken mit Archivmaterial und Musikvideos. Eine inspirierende Zeitreise offeriert sich dem Zuschauer, vom heimeligen Freddy-Quinn-Shanty aus dem Jahr 1958 bis zu Blumfelds verstörendem "Verstärker"-Clip von 1992.

Bernadette Hengst, einst Sängerin von Die Braut Haut Ins Auge, ist eine der wenigen Frauen, die in "Hamburg Calling" zu Wort kommen. Unter anderem an ihr zeigt Schwabe aber auch die zahlreichen Querbezüge auf, die durch die Jahrzehnte hinweg Stile und Protagonisten in Hamburg verbinden. Als weibliche Rolemodels nennt Hengst die Liverbirds, vier coole Frauen aus Liverpool, die in den 60ern nach St. Pauli kamen, um im Star-Club zu spielen.

Collagen-Charakter besitzt beim Elbblick auch das Kurzfilm-Programm, mit dem das Festival um 14 Uhr eröffnet. Um 18 Uhr folgt dann Vadim Glownas düsteres Teenagerdrama "Desperado City" (1981), bevor Henna Peschel um 20 Uhr seine derbe Taugenichtsstory "Pete The Heat" von 2009 zeigt. Das lokalpatriotische Festival endet um 23.59 Uhr mit Klaus Lemkes Proll- und Pflasterstudie "Rocker". In dem Film von 1972 heißt es: "Schenk ein das Ding, ja, schenk ein, bring an! Ein Bier, doppelten Cola-Rum!" Ein Spruch, der besagt: Beim Elbblick kreist die Bierknolle statt der Sektflöte, es geht um Schnack statt Höflichkeit. Na denn, um noch mal mit "Rocker" zu sprechen: "Mach dich gerade!" Und geh ins Kino.

Elbblick Sa 15.1., 14.00-22.00, Metropolis-Kino (S/U Hbf.), Steindamm 52, www.metropolis.de