Hamburg. Die Musikgeschichte Hamburgs muss jetzt zwar nicht neu geschrieben werden, aber sie ist um einige Fußnoten für die Forschung reicher: Gestern präsentierte die Staats- und Universitätsbibliothek ein knappes Dutzend Notenmanuskripte, fünf Drucke (darunter zwei Schumann-Erstdrucke) sowie mehr als 20 Briefe aus dem Nachlass des Brahms-Freunds Theodor Avé-Lallement (1806-1890).

Die Schmuckstücke der Dokumentensammlung, die der Stabi von einer Urenkelin des Musikliebhabers Ende 2009 zum Kauf angeboten wurde, haben mit dem berühmtesten Hamburger Komponisten zu tun: Es handelt sich um ein Autograf-Fragment vom "Wechsellied zum Tanze" op. 31, Nr. 1, und ein Vokalquartett, das bislang nur durch den Notendruck bekannt war. Stabi-Musikreferent Jürgen Neubacher bezeichnete die Funde als "Hobelspäne aus der Werkstatt eines Komponisten". Dazu kommen Korrekturblätter zu Hamburger Aufführungen des 1. Klavierkonzerts und der Serenade op. 11.

Ergänzt wird die Brahmsiana-Sammlung der Stabi außerdem durch knapp zwei Dutzend Briefe von Schumann, Brahms und dem Geiger Joseph Joachim, aber auch von Tschaikowsky. Avé-Lallement, Mitglied der Philharmonischen Gesellschaft, war ein derart großer Fan des Komponisten, dass dieser ihm seine 5. Symphonie widmete. Der Brief wurde 1889 am Tag nach der Hamburger Premiere geschrieben, Tschaikowsky berichtete dem "verehrungswürdigen, über 80-jährigen Greis", der aus Krankheitsgründen gefehlt hatte, über das Konzert.