Eine Glosse von Iris Hellmuth

Im Leben eines Journalisten gibt es Momente, die haben ihre eigene Logik. Einer dieser Momente ist die morgendliche Themenkonferenz. Nicht die mit den eigenen Leuten, das geht ja noch. Nein, die mit dem Chef. Da ist es nicht anders als bei der wöchentlichen Skatrunde mit Freunden im Rosi's: Man spielt das Blatt von oben runter. Je fetter die Trümpfe, desto besser das Blatt, und ohne Trümpfe - hat man ein Problem. Oder einen Fotografen. Günter Rössler zum Beispiel. Der ist Fotograf. Fotografen, es sei denn, sie begleiten Gerhard Schröder mit seinem Dackel durch den Wald, sind nicht besonders bekannt.

Man muss sie also immer ein bisschen erklären, und neulich wurde Günter Rössler 85, also eigentlich nicht Günter Rössler, sondern der "Helmut Newton des Ostens", so schrieb es eine große deutsche Nachrichtenagentur. Günter Rössler teilt sich demnach die Herkunft mit Manfred Krug, der, sie wissen es vielleicht noch nicht, der John Travolta des Ostens ist. Obwohl, er könnte auch die deutsche Antwort auf Karl Malden sein, aber das klingt als Vergleich leider doch etwas gestrig. Nebenbei gesagt war Karl Malden an sich und als Mensch auch nie eine Frage.

Fragen im Journalismus entstehen also, wenn man vor Konferenzen verzweifelt nach Vergleichen sucht. Dann wird Joseph Bulva, ein alter Konzertpianist, schnell mal zum Günter Netzer der klassischen Musik. Auf den Vergleich haben wir neulich übrigens Gott sei Dank verzichtet.