Mona Kraushaar inszeniert Kleists “Amphitryon“ als Satire auf den Machokult

Hamburg. Zwei Strickleitern fallen auf die Bühne. Die Götter kommen in Mona Kraushaars "Amphitryon"-Inszenierung am Ernst-Deutsch-Theater aus dem Zirkushimmel. Entzaubert sind sie nur mehr Gaukler ihres glänzenden Egos und erlauben sich mit den Geschlechtsgenossen einen schlechten Scherz: Indem sie als deren Alter Ego auftreten, um ihnen einen Spiegel vorzuhalten. Jupiter beschläft in Amphitryons Gestalt dessen Frau Alkmene. Sein geflügelter Bote Merkur führt dessen Diener Sosias als doppeltes Ich in die Irre - und an den Rand des Irrsinns, wie Stefan Haschke komisch vorführt.

In Katrin Kerstens mit Leuchtröhren abgezirkelter Arena überfällt Jupiter Alkmene (Marlène Meyer-Dunker), schwingt sie im Liebesrausch auf dem Lustlaken über den Boden. Markus Gertken parodiert den eitlen Möchtegern-Gott in jedem Mann, der von Frauen angehimmelt sein will, und bringt Heiko Raulins eifersüchtig selbstgerechten Amphitryon buchstäblich zum Rasen. Die Bühne wird zum Raubtierkäfig mit Lichtstab-Gitter, hinter dem sich die Rivalen an die Gurgel gehen. Slapstick mit Gummiknüppel und Klappsesseln bietet das ungleiche Clownsduo: Haschkes kleiner Sosias und der größere, sich aufplusternde Merkur Thomas Limpinsels. Zwischen ihnen Gift und Galle spuckend, eine Colombine im Punktkleid: die Sosias-Gattin Charis (Elisabeth Müller).

Zwar verflacht Kraushaar die Kleist-Komödie mit ihrer flott geturnten, auch witzig gespielten Zirkusnummer. Sie verschafft ihr dafür aber auch eine amüsante Satire auf den unerschütterlichen Machokult.

Amphitryon bis 8.2., Ernst-Deutsch-Theater, Karten unter T. 22 70 14 20