Der Satiriker Wiglaf Droste stürzt sich bei seiner Lesung heute “Auf sie mit Idyll“. Abfertigung des Unschönen, Lobpreisung des Schönen.

Uebel & Gefährlich. Der Titel von Wiglaf Drostes neuem Buch "Auf sie mit Idyll", das dieser Tage erscheint (Edition Tiamat, 14 Euro), fasst aufs Schönste sein literarisches, journalistisches und sonst wie geartetes Schaffen zusammen. Denn dieser schreibende, sprechende, lesende Tausendsassa stürzt sich auf all jene Dinge, die ihm missfallen und findet auch meist die richtigen - gern einmal drastischen - Worte für Unzulänglichkeiten, Ärgernisse und Widersinnigkeiten.

Sein satirisches Talent brachte ihm nicht nur wohlmeinende und -klingende Auszeichnungen wie den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis, sondern auch die äußerst schmeichelhafte Beschreibung als "Kurt Tucholsky unserer Tage" ein. Die ließ auch der Leiter des Kurt-Tucholsky-Museums in Rheinsberg vollständig unwidersprochen gelten. Die Bewahrer des Andenkens an den Großmeister der Satire gingen sogar noch einen Schritt weiter und bedachten ihn 2009 mit dem Amt "Stadtschreiber zu Rheinsberg". Die Auszeichnung wird zweimal im Jahr vergeben und ist mit der Einladung zu einem fünfmonatigen Arbeitsaufenthalt verbunden, der mit freier Logis und einem Stipendium lockt.

Die Erfahrungen in und um das Städtchen in Brandenburg nutzt Droste als Rahmen zur Bestandsaufnahme, zur Abfertigung des Unschönen und zur Lobpreisung des Schönen, Wahren, Guten. Durch Drostes Brille betrachtet werden Guido Westerwelle, Übergangsjacken und Johann Lafer zum bald vorbeigehenden Übel, dem gegenüber die ewigen Größen wie Johnny Cash, Joachim Ringelnatz und Peter Hacks umso heller strahlen. Freundliche Worte sind für den scharfzüngigen Kritiker zwar kein völliges Novum, trotzdem sind sie aus Drostes Mund selten genug, dass man den Gegensatz zum Großinquisitorischen gespannt erwartet.

Wiglaf Droste heute 19.30, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Eintritt 15,-; www.tomprodukt.de/wiglaf-droste