Hamburg. Grober Unfug am Mittwoch in den Fliegenden Bauten: Weh dem, der nicht weiß, worauf er sich bei Stermann & Grissemanns "Deutscher Kochschau 3.0" einlässt: Solchen armen Zeitgenossen fällt im Verlauf des Programms die Kinnlade so oft in den Schoß, dass das Schließen des Mundes kaum mehr lohnend erscheint.

Denn an diesem Abend nehmen sich guter Geschmack und Political Correctness eine wohlverdiente Auszeit. Stattdessen wird eine Mischung aus beißender Satire und fiesestem Klamauk serviert. Deutsche, Österreicher, der Papst, Alt- und Jungnazis, die feine Gesellschaft, das Publikum und nicht zuletzt die Brachialhumoristen selbst bekommen im Verlauf der zweistündigen Show ihr Fett weg.

Die beginnt in der "Volkshochschule am Friedhof der Namenlosen", die von Christoph Grissemann als vollbärtige Volkshochschulleiterin Martina Sack-Ziegler und Dirk Stermann als Tanzlehrer Manu im Glitzeranzug bevölkert wird. Die Lehranstalt birgt Abstrusitäten: ein Weintest, bei dem das Duo nicht nur Beeren und Gewürze erschmeckt, sondern auch die Automarke und sexuellen Vorlieben des Winzers. Dem an Handystrahlung verstorbenen Sportkursleiter "Schrulli" wurde zuvor mit einem Ausdruckstanz von Stermann gedacht, der sich wohl auf ewig in die Netzhäute des Publikums gebrannt haben dürfte.

Die zweite Hälfte beginnt mit der eigentlichen "Kochschau", auf die sich das Publikum bereits sichtlich gefreut hat: Die Satire um kochende Nazis kommt bestens an. Danach spielen beide sich die Bälle zu, lästern wortreich über alles und jeden: Misshandelte Kleintiere und pädophile Priester gehören dabei zu den harmloseren Themen. Zur Lösung des Obdachlosenproblems schlägt das Duo beispielsweise Rezepte wie "Clochard au chocolat" vor.

Die Lesung aus ihrem neuen Buch "Speichelfäden in der Buttermilch", die die humoristische Tour de Force beendet, widmet sich ganz der gegenseitigen Schmähung, genau wie vorher zahlreiche Wortgefechte zwischen "Piefke" Stermann und "Ösi" Grissemann.

Im Dickicht aus Sketchen, Videoeinspielern und Dialogen ist die Provokation der rote Faden. Jedem im Publikum schlingt er sich zumindest einmal so eng um die Kehle, dass ihm das Lachen im Hals stecken bleibt.