The Bacon Brothers boten in der Fabrik wenig Hollywood-Glam, dafür reichlich ehrlichen Gitarren-Rock

Hamburg. Wenn Hollywood-Stars zu Gitarre oder Mikrofon greifen, ist man zunächst verführt, an Geld-, Publicity- oder Beschäftigungsnöte zu glauben. Denn zumeist klingen die Ergebnisse genau nach dem, was sie eben sind: eine Nebenbeschäftigung.

Durchaus anders verhält es sich bei Kevin Bacon. Zwar sind Noten und Töne auch für den sehr erfolgreichen Schauspieler ein Hobby, aber eben eines, das er schon sehr lang betreibt. Allein und zusammen mit seinem Bruder Michael macht er bereits seit Kindertagen Musik, vor fünfzehn Jahren gründeten die beiden die Bacon Brothers. Deren sechstes Album "New Year's Day" ist gleichzeitig das erste, das in Deutschland erscheint.

Passend dazu ist das Geschwistergespann zusammen mit vier Musikern seit Anfang des Jahres auf ihrer ersten Deutschland-Tournee. Am Dienstagabend finden sich knapp 400 Neugierige in der Fabrik ein, um einmal zu schauen, wie sich der Star aus Filmen wie "Footloose", "Apollo 13" oder "Mystic River" als Live-Musiker schlägt.

Bevor die Band aber auf die Bühne tritt, gibt es noch eine freundlich vorgetragene, aber eindringliche Warnung: "Bitte macht keine Fotos." So weit geht die Liebe zu den Fans dann doch nicht, dass sich der Schauspieler am nächsten Tag verwackelt und verschwitzt bei YouTube und auf privaten Homepages wiederfinden möchte. Obwohl er eine durchaus sympathische Figur macht, in Jeans und schlabberigem T-Shirt. Zum Auftakt greift er zur Mundharmonika, Michael Bacon singt den ersten Song "Tell Me What I Have To Do", eine durchaus eingängige Mainstream-Rock-Nummer. Auch bei der anschließenden Ballade "Wild Life": kein Stirnrunzeln oder Kopfschütteln.

Das liegt auch an der hervorragenden Band: Ira Siegel, Paul Cuzzone, Frank Vilardi und John Mennonna lassen technisch keine Wünsche offen. Was nicht heißen soll, dass die berühmten Frontmänner (auch Michael ist eine im Showbusiness wohlbekannte Größe, er komponiert Songs für Filme und Fernsehsen) schlecht wären. Etwas kuriose Ideen haben sie ab und an: Warum lässt man sich von einem siebenarmigen Tintenfisch zu einem Song mit dem Titel "Architeuthis" inspirieren?

Es ist eine recht bunte Mischung, die die Bacon Brothers präsentieren. Zu reinrassigen Country-Songs wie "Strung Out" gesellt sich das George Harrison-Cover "If I Needed Someone", "Only A Good Woman" verbindet väterliche Ratschläge Frauen betreffend mit einem Blues, der im Publikum Füße wippen und Finger schnippen lässt.

Über die Mühen, eine davongelaufene Frau wieder zurückzubekommen, singt Michael in "I'd Write A Song", betont dazu, dass dieses Stück keinerlei autobiografische Züge trage: Geht es doch um einen völlig untalentierten jungen Mann, der an der Hürde zum Liebeslied kläglich scheitert.

Am Ende, nach 100 Minuten, hat man ein solides, zwischen Folk, Country, Rock und Pop pendelndes Konzert gehört. Die letzte Hürde, die es zu überwinden gilt, ist die im Eingang postierte NDR-Fernsehkamera. Und da erinnert man sich wieder daran, dass man eben einem echten Hollywood-Star zugehört hat. Der gerne und gut Musik macht.