Der große Kapellmeister und Pädagoge Klauspeter Seibel ist mit 74 Jahren gestorben

Hamburg. Er hatte diesen besonders beschwingten Gang und strahlte wie ein zutiefst von Freude erfüllter Mensch, wenn er etwa nach einer Aufführung des Hamburg Balletts aus dem Orchestergraben der Staatsoper durch die Seitentür auf die Bühne gelaufen kam und den Applaus des Publikums entgegennahm. Klauspeter Seibel war der Glücksfall eines uneitlen, zutiefst musikalischen, dem Werk und dem Bühnengeschehen stets gleichermaßen verpflichteten Dirigenten. Am vergangenen Sonnabend erlag der Musiker einer langen, schweren Krankheit. Er wurde 74 Jahre alt.

Seibel, am 7. Mai 1934 in Offenbach geboren, hatte Klavier, Komposition und Dirigieren studiert und debütierte mit 21 Jahren am Gärtnerplatztheater München. Ehe er 1975 Generalmusikdirektor an den Städtischen Bühnen Freiburg wurde, wirkte Seibel als Kapellmeister in Freiburg, Lübeck, Kassel und Frankfurt. 1978 holte Christoph von Dohnányi ihn als seinen Stellvertreter an die Hamburgische Staatsoper. 1980 wurde er zusätzlich Chefdirigent der Nürnberger Sinfoniker, 1987 ging er als Generalmusikdirektor nach Kiel.

Zehn Jahre später wechselte er an die Oper Frankfurt, wo er den Posten des Chefdirigenten von Sylvain Cambreling übernahm, der das Haus im Streit verlassen hatte. Von 1980 an hatte Seibel an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater eine Dirigierklasse aufgebaut, aus der viele heute namhafte Schüler wie Detlef Müller-Siemens, Stephan Tetzlaff oder Carlos Spierer hervorgingen. Als er nach Frankfurt ging, ließ er die Professur ruhen. Hermann Rauhe, damals Präsident der Hochschule, ließ Seibel ungern ziehen. Gestern würdigte er ihn als "fachlich eminent kompetenten Pädagogen und Musiker und unvergesslich warmherzigen Kollegen und Freund".

Auch international war Klauspeter Seibel ein gefragter Dirigent. So wirkte er als Gastprofessor für Dirigieren an Juilliard School of Music und war von 1995 bis 2010 beim Louisiana Philharmonic Orchestra in New Orleans. Die dortige Loyola University verlieh ihm 2008 den Ehrentitel Doctor of Music.

Seibel leitete auch kaum zählbare Konzerte der Hamburger Symphoniker. Deren Intendant Daniel Kühnel behält Seibel als "hervorragenden, im allerbesten Sinne deutschen Kapellmeister" in Erinnerung. "Er war zu mir immer sehr großzügig mit beruflichen und menschlichen Ratschlägen. Solche wie ihn gibt es leider nur sehr wenige."