Der Österreicher Georg Schmiedtleitner inszeniert “König Lear“ am Schauspielhaus

Shakespeares "König Lear" ist ein Klassiker, der mit Wucht über den Zuschauer hereinbricht. Ein Drama so recht nach Georg Schmiedleitners Geschmack. Der Österreicher liebt die fundamentalen, elementaren Stoffe, die nicht gleich in die Knie gehen. "Wir stellen uns dem Stück mit all seinen Verästelungen", sagt der Theaterregisseur, der erstmals in Hamburg arbeitet. In einer modernen Fassung von Rainer Iwersen bringt er das Stück am 15. Januar im Schauspielhaus zur Premiere. Der "Lear", so düster er ist, ist eine Glanzrolle für jeden Schauspieler. Darsteller wie Ludwig Wüllner oder Albert Bassermann gaben ihm ein unvergleichliches Gesicht.

Hier ist es kein Solo für einen alten Mann. Markus John ist ein Theaterkraftwerk, sein "Lear" ist um die 50 Jahre alt und steht am Scheideweg seines Lebens. Er dankt ab und kann doch nicht lassen von seiner Königsmacht. Mit verheerenden Folgen. Seine Tat weckt die Monster und monströsen Gedanken aus dem Untergrund. Lear will sein Reich unter seinen drei Töchtern Goneril, Regan und Cordelia gemäß der Größe ihrer Liebe aufteilen. Er übersieht die Aufrichtigkeit der bescheidenen Jüngsten, Cordelia, die er enterbt, und reicht die Macht an Goneril und Regan weiter, die ihn umgehend loswerden wollen. Auf der Flucht in einem Sturm erliegt er dem Wahnsinn.

Für Schmiedleitner hat das Drama ganz lebensnah mit schauerlichen Zwistigkeiten und einem Sittenbild zu tun, das sich bei jedem Erbschaftsstreit zeigt. "Ich bin ein Geschichtenerzähler, der versucht, Abgründe, Wüstes und Schauerliches zu entdecken", sagt er. "Das ist meine Lust."

Kompliziert wird das Stück durch eine Parallelhandlung, in der der Graf von Gloucester einer Intrige seines unehelichen Sohnes Edmund zum Opfer fällt, in der dieser seinen Bruder Edgar verleumdet. Es wird geblendet, vergiftet und in Haft festgesetzt. Am Ende stapeln sich die Leichen am Bühnenrand.

Schmiedleitner stellt das Drama in einen leeren Gedankenraum, fordert seinen Darstellern jedoch eine Menge theatraler Energie ab. Es wird kein Abend der kalten Erstarrung, auch wenn sich nirgends Hoffnung zeigt. Der Mensch ist zurückgeworfen auf sich selbst. Aber, und darin steckt ein Funken Hoffnung, er ist auch der Kern seiner Möglichkeiten.

In Österreich zählt Georg Schmiedleitner, der in der Off-Szene begann, zu den bekanntesten Theatermachern. Regelmäßig arbeitet er auch in Mannheim und Nürnberg. Im Spannungsfeld zwischen Stadttheater und seiner politisch angelegten Performancegruppe Hauruck-Theater in Linz fühlt er sich am wohlsten. "Veränderungen und Zeitenwenden gehen immer mit Schmerzen einher." Ganz wie bei "König Lear".

König Lear Premiere Sa 15.1., 20.00, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten 9,50 bis 31,50 unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de