Der in Altona lebende Steffen Hallaschka moderiert heute zum ersten Mal “stern TV“. Wie kommt man eigentlich an so einen Job?

Hamburg. Mehr als 20 Jahre lang war Günther Jauch das immer jugendlich-frische Gesicht von "stern TV". Ab heute (RTL, 22.15) führt Steffen Hallaschka, 39, durch die Sendung. Ein Gespräch über Themen, Vorbilder, die eigene Handschrift - und Hamburg.

Hamburger Abendblatt: Herr Hallaschka, wie wird man eigentlich der neue Moderator von "stern TV"? Ruft da Günther Jauch an und fragt: Wollen Sie mein Nachfolger werden?

Hallaschka: Jauch hat sich da sehr im Hintergrund gehalten, obwohl diese Entscheidung natürlich nicht über seinen Kopf hinweg gefällt wurde. Bei mir hat sich seine Produktionsfirma gemeldet und mich zum Casting eingeladen.

Wie muss man sich ein solches Casting genau vorstellen?

Hallaschka: Ich habe eine Mini-"stern TV"-Ausgabe moderiert mit Themen und Gästen aus vorangegangenen Sendungen.

Wie und wann haben Sie erfahren, dass es auf Sie hinausläuft?

Hallaschka: Ich bekam unmittelbar vor einer "Markt"-Sendung einen Anruf und man sagte mir, dass die Entscheidung gefallen ist und wir künftig miteinander arbeiten werden.

Was werden Sie anders machen?

Hallaschka: Wenn Sie nach der Sendung Stammzuschauer von "stern TV" fragen, werden denen bestimmt viele Unterschiede auffallen. Ich glaube aber, es wird keinen Kulturschock geben, weil Günther Jauch und ich eine ähnliche Herangehensweise an Themen und Gäste haben. Wir haben einen vergleichbaren Hintergrund. Wir haben unsere ersten Moderationserfahrungen im öffentlich-rechtlichen Radio gemacht. Wir haben also eine sehr ausgeruhte und dezidiert journalistische Arbeitsweise kennengelernt und von Anfang an Erfahrungen mit dem großen Themenmix gesammelt, der in Hörfunkmagazinen üblich ist.

Wie gut kennen Sie Ihren Vorgänger Günther Jauch?

Hallaschka: Wir sind uns in den letzten Wochen mehrfach begegnet. Persönlich habe ich ihn zum ersten Mal vor 13 Jahren in einem Moderationsseminar getroffen. Er war Gesprächspartner für einen Nachmittag und hat uns Nachwuchsmoderatoren den einen oder anderen guten Ratschlag gegeben.

Ist er ein Vorbild für Sie gewesen?

Hallaschka: Ich tue mich mit dem Begriff Vorbild schwer. Häufig werden Vorbilder mit Idolen verwechselt, denen man kritiklos nacheifert. Gerade als Moderator muss man aber seine eigene Handschrift finden. Jauch ist sicher ein Vorbild in der Art und Weise, wie er Sendungen in einer unglaublichen Bandbreite präsentiert - von der Unterhaltung über den Sport bis zu politischen Themen. Für mich war er immer einer, von dem ich mir etwas in puncto Haltung, aber auch den einen oder anderen handwerklichen Kniff abgeguckt habe. Dennoch wäre jeder schlecht beraten, der versuchen würde, einen Günther-Jauch-Ähnlichkeitswettbewerb zu gewinnen.

In welche Richtung wird sich "stern TV" mit Ihnen als Moderator in den kommenden Jahren entwickeln?

Hallaschka: Die Sendung wird die bleiben, die sie ist. Sie ist ja jetzt schon von Woche zu Woche schwer vorhersehbar. "Stern TV" ist die letzte große Wundertüte im deutschen Fernsehen. Von der Unterhaltung bis zum Ernsten: Es geht wirklich alles. Daran wird sich nichts ändern. Ich bin überglücklich, dass ich das präsentieren darf. Ich komme aber aus einer anderen Generation als Günther Jauch, ich bin zum Beispiel mit den neuen Medien aufgewachsen. Themen rund um das Internet wie etwa soziale Netzwerke interessieren mich sehr.

Sie waren im NDR-Fernsehen vier Jahre Moderator von "Markt" und Vertretungsmoderator der "NDR Talk Show". Gibt es etwas, das Sie am norddeutschen Fernsehen vermissen?

Hallaschka: Mit Sicherheit werde ich die tollen Kollegen der sehr motivierten "Markt"-Redaktion vermissen.

Ihre neue Sendung "stern TV" wird in Köln bei Günther Jauchs Firma I&U produziert. Sie aber leben in Altona. Werden Sie Hamburg wegen des Jobs nun verlassen?

Hallaschka: Na ja, ich bin es gewohnt, viel unterwegs zu sein. Man ist ja auch in einer anderen Stadt nicht aus der Welt. Mit Handy, Notebook und mobilem Internet lässt sich vieles aus der Distanz oder von unterwegs regeln. Die unmittelbare Sendungsvorbereitung wird sich aber, ebenso wie die Nachbereitung, immer in Köln abspielen.

Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich langsam, aber sicher doch von Hamburg verabschieden werden?

Hallaschka: Nein. Da nehme ich mir Günther Jauch zum Vorbild, der 20 Jahre von Potsdam nach Köln gependelt ist. Diese Marke will ich auch erreichen - mindestens.