Die Gruppenausstellung “Beyond Black and White“ in der Galerie der Woche am Hochrad heißt Traum- und Bilddeuter herzlich willkommen

Othmarschen. Mal eben mit dem Auge vorbeischweifen und dann urteilen: Kennt man. Stimmt. Aber nicht ganz. Denn Mark Matthes macht es einem mit seinen Raum-Bildern keineswegs leicht. Ein Blick in Räume, ein anderer auf eine Fassade, zusammengenommen ergibt das eine freundliche, keineswegs spektakuläre Ansammlung von Innen- und Außenansichten.

Aber wie bei vielem steckt auch hier der Teufel im Detail. Genau besehen sind das alles keine Räume und Architekturen, vielmehr über- und nebeneinandergelagerte Zonen von Malerei, diversem Material und Acrylglas. Eine vertrackte Kunst des optischen Addierens unterschiedlichster Ebenen und Perspektiven, deren Summe den Eindruck Raum ergibt. Und Mark Matthes scheint sie zu beherrschen.

Ausgestellt sind Matthes' Raum-Spiele in der Gruppen-Ausstellung "Beyond Black and White". Kuratorin Manuela Schucht lud sechs Künstler zum Tête-à-tête ein, das eine frühere Ausstellung zum Thema Schwarz und Weiß nun um den Faktor Farbe bereichert. Die ausgestellten Arbeiten kommen aber auch gut ohne gemeinsamen Farb-Nenner und -Klammer aus. Andererseits meint jenseits von "Black and White" auch die Flucht vor jeglichem dokumentarischen Schwarz-Weiß.

Zum Beispiel mit Philipp Schewes fotografischen und opulenten Querformaten. In einem hat er sich für eines der besten Bildargumente entschieden. Schewe realisierte, was er nachts träumte: einen Schwarm von Helikoptern nahe Ground Zero in New York, die über einer Baustelle Pferde ab- und hochseilen. Traum- und Bilddeuter sind herzlich willkommen.

Auch Manfred Eichhorn stößt mit seinen Kleinformaten in scheinbar unergründliche Tiefen vor. Seine zarten, leuchtend weißen Gebilde ist man versucht mit transparenten Medusen in der ewigen Finsternis der Tiefsee zu verwechseln. Allein ihre zellaren Organismen sind frei erfunden und ohne Vorbild. Auf Vorlagen, im Besonderen auf fotografische, bezieht sich Peter Boué zwar, doch was er in seinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen realisiert, sind Kompositionen aus mehreren Vorbildern. Mehr schwarz als weiß strahlen sie beste apokalyptische Fiktion sowie eine dezente Leben-nach-der-Katastrophe-Ästhetik aus.

Neben all den Hamburger Künstlern gibt's auch noch einen Ex-Hamburger zu vermelden, Georg Polke. Mit ausgelegten Fußabtretern als Bodenarbeit und einer großformatigen Arbeit, mit Blick durch Zeigefinger und Daumen auf mediale Hintergründe, schickt sich Polke an, die Familientradition der Bilderfindungen nahtlos fortzusetzen.

Weitere Gäste sind der Frankfurter Niklas Klotz sowie der Berliner Mark Floßmann, der in kühlen Gemälden mit lang verlaufenden Farbnasen Filmstills ins Bild umsetzt. Und Klotz, bekannt für seine Verwandlungen computergenerierter Figuren in 3-D, beschränkt sich hier ganz aufs Zweidimensionale: mit Gesichtern, die entfernt an Avatare erinnern.

Beyond Black and White bis 30.1., Di, Do 17.30-19.30, Sa/So 15.00-17.30, Galerie Hochrad 75 im ehemaligen Gartenbauamt am Jenischpark (MetroBus 15), Hochrad 75