Hamburg. Glückliche Gesichter und hanseatisch knapper Applaus am Sonntagabend für eine Staatsopern-Vorstellung, die allen, die dabei waren, noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Dabei war es nicht einmal eine Premiere, sondern die hochkarätig besetzte Wiederaufnahme eines Repertoire-Juwels: Robert Wilsons legendär reduzierte "Parsifal"-Inszenierung von 1991.

Seltenheitswert hatte es schon, dass die Protagonisten jedes Wort verständlich in den Zuschauerraum schickten; so konnte jeder Wagners komplexer Erlösungsgeschichte ohne Weiteres folgen. Leicht angeschlagen, aber mit eisernem Willen sang der britische Bass Peter Rose einen großartigen Zeremonienmeister des Grals - die Gewalt-Partie des Gurnemanz, hier war sie ein Glanzstück. Angela Denoke mit ihrem wunderbar warm fließenden Mezzosopran war eine bewegende, anrührende Kundry; Antonio Yang aus dem Lübecker Ensemble debütierte in Hamburg als dämonisch verhärteter Klingsor, aus dessen Stimme Tücke und Gefahr strahlten.

Parsifal, den reinen Toren, der am Ende die heillos verstrickte Geschichte auflöst, sang der philharmonische Ex-Hornist und Star-Tenor Klaus Florian Vogt. Er kann es sich leisten, die Partie bis in letzte Details auszukosten. Seinem lyrischen Grundtimbre kann er bei Bedarf ohne jeden Druck eine angenehme, nicht zu harte Schärfe zugeben. Er packt selbst Spitzentöne mit Leichtigkeit mühelos von oben an und muss sie nicht stemmen; für die Titelfigur - den Sucher, der zum Erlöser und Gralskönig wird - eine bejubelte Idealbesetzung.

Simone Young und ihre Philharmoniker legten das musikalische Fundament mit Leidenschaft und Präzision, nur an wenigen Stellen machte sich der Chor ein wenig zu sehr unabhängig vom Willen der Chefin. Der Hamburger Wilson-"Parsifal", mit solchen Solisten selbst in seiner provozierenden Langsamkeit eher kurzweilig, würde auch im fernen Bayreuth Ehre einlegen und kein bisschen alt aussehen.

Parsifal weitere Vorstellungen: 12.1., 23.1., 25.4. und 1.5. Karten: 4,- bis 79,-