An den Kammerspielen kann die Regisseurin Marie Bäumer ihr schwaches Debütstück “Abschied“ nicht retten

Hamburg. Marie Bäumer hat sich einen Namen als Filmstar gemacht. Den wirft die Schauspielerin nun bei ihrem ersten Versuch als Theater-Autorin und -Regisseurin mutig in die Waagschale - beziehungsweise: setzt ihn aufs Spiel. Denn ihre Szenencollage "Abschied" über Liebe und Tod, mit Laura Lo Zito und Peter Franke inszeniert, bleibt im prätentiösen Anspruch stecken. Mit dem Doppeldebüt hat sich Bäumer eindeutig überhoben, erntete dank ihres Rufs beim höflichen Schlussbeifall für die Protagonisten und Musiker kaum Buhs, wäre jedoch besser beraten, sich künftig wieder auf ihr eigentliches Können vor der Kamera zu konzentrieren.

Filmische Mittel setzt sie ebenfalls in ihrer Inszenierung ein. Rolf Alme hat eine Blackbox gebaut, deren Hintergrundrahmen die jenseitige Welt symbolisiert. In kurzen Erinnerungsbildern und bruchstückhaften Szenen, die aus der Dunkelheit auftauchen und wieder verschwinden, erzählen die junge Frau und der alte Mann von Beginn und Ende ihrer Liebe. Sie vermögen sich nicht mit der Trennung durch Krankheit und Tod abzufinden. Die Spieler fallen durch ihren Abschied quasi in ein schwarzes Loch. Das ästhetisch reduzierte Bild wirkt stark, doch die Monologe und Dialoge entpuppen sich leider in ihrer banalen Metaphorik als schwach. Arrangement und Tiraden erinnern zuweilen an die Hermetik und den Pseudotiefsinn in den Texten von Marguerite Duras, ohne deren literarische Qualität und Stringenz zu erreichen.

Der fadenscheinigen Amour fou zwischen Jung und Alt können auch die Darsteller nur mit Not einige Glaubwürdigkeit abringen. Peter Franke erweist sich seiner Partnerin naturgemäß an Bühnenerfahrung überlegen und weiß immerhin durch sein direktes und unverstelltes Spiel der Figur ein gewisses Maß an Würde zu wahren. Laura Lo Zito dagegen agiert impulsiv und schüttelt in jugendlicher Verliebtheit ihre rotblonde Lockenpracht und bändigt zwar im Schmerz ihre Haare, aber in ihren Ausbrüchen nicht die Theatertöne.

Ohne Scheu vor Peinlichkeit stürzt sie sich in Modern-Dance-Gymnastik zu einer vom Jourist-Quartett schmissig aufgespielten russischen Volksweise. Der Tanz, der zum Totentanz wird, wirkt im Spiel ebenso bemüht und konstruiert, wie die musikalische Thematik für die Figuren. Franke bekommt immerhin die Gelegenheit, einen melancholischen Tango aus dem Jenseits zu singen. Aber auch solche wenigen schönen Momente bringen Bäumers kurzatmiges Spiel um Liebe und Tod nicht zu berührendem Leben.

Abschied bis 12.2., Kammerspiele, Karten an allen Hamburger-Abendblatt-Ticketshops und unter der Abendblatt-Tickethotline T. 040/30 30 98 98; www.hamburger-kammerspiele.de