2011 soll ihr Jahr werden: Die Hamburger Newcomer-Band BOY spielt heute ihren sanften Folkpop in der Lausch Lounge.

Fliegende Bauten. Auf Rosen sind sie nicht gerade gebettet. "Manchmal lebe ich von einem Apfel und einem Ei", sagt Sonja Glass. "Ich verzichte gerade auf vieles, aber ich glaube, dass es klappt." Mit "es" meint sie das erste Album, das die zierliche Musikerin im Frühjahr zusammen mit Valeska Steiner als BOY herausbringen will. "Der Bandname hat keine tiefere Bedeutung. Er ist kurz und knackig", sagt Valeska Steiner mit unüberhörbarem Schweizer Akzent.

Vor fünf Jahren haben sich die beiden in Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater beim Kontaktstudiengang Popularmusik kennengelernt. Sonja Glass, klassisch ausgebildete Cellistin und studierte E-Bassistin, suchte nach Musikern, mit denen sie eine eigene Band gründen konnte und fand Valeska Steiner. Sie wollten zusammen Musik schreiben, doch bevor sie BOY gründeten, vergingen fast drei Jahre. "Unser kreativer Prozess ist höchst unromantisch. Ich entwerfe zu Hause Songgerüste und schicke die Musik als MP3-Datei an Valeska. Die schickt mir dann eine Textidee dazu an mich zurück", sagt Sonja Glass, "wir schrammeln nicht gemeinsam herum, es fühlt sich eher wie eine musikalische Fernbeziehung an."

Bisher gibt es eine EP von BOY mit fünf Songs. Sanfter Folkpop ist das, der durch Steiners kräftige Stimme einen unverwechselbaren Klang bekommt. Sie singt englisch, und von einem Akzent ist nichts mehr zu hören: "Es fühlt sich für mich nicht wie eine Fremdsprache an", sagt sie, "es fällt mir leichter, englisch zu singen als hochdeutsch." In ihren Texten erzählt die 25-Jährige Geschichten: von langen Autofahrten, vom urbanen Partyleben mit seinen vielen flüchtigen Begegnungen, vom Gefühl, immer in Bewegung sein zu müssen.

Das Duo kann diese Songs als akustische Nummern spielen wie heute Abend in der Lausch Lounge, wo es neben Regy Clasen, Neil Hickethier und Vierkanttretlager auf der Bühne in den Fliegenden Bauten stehen wird. Dabei sind die Lieder ursprünglich für Auftritte mit Gastmusikern arrangiert.

Wenn sie von den Aufnahmesessions berichten, wechselt der normale Erzählton in Euphorie. Thomas Hedlund, Schlagzeuger von Sonjas Lieblingsband Phoenix, hat für sie getrommelt, Vibrafon-Parts stammen von einem amerikanischen Musiker. Die Songs müssen noch gemischt werden, es gibt noch kein Coverfoto und keinen Titel, auch für ein Label müssen sie sich noch entscheiden. Angebote gibt es genug. "Ich glaube, dass es ein gutes Jahr für uns wird", sagt Sonja Glass. In der kommenden Woche ist BOY zum Eurosonic-Festival im niederländischen Groningen eingeladen, wo Europas Festivalveranstalter und Labelmanager nach Talenten suchen. BOY gilt dort als Geheimtipp.

Lausch Lounge heute, 20.00, Fliegende Bauten (U St. Pauli), Glacischaussee 4, Karten 16,90; Internet: www.lauschlounge.de