Ein Kommentar von Iris Hellmuth

Dass in den vergangenen Monaten in Hamburg so kontrovers über Kultur diskutiert wurde, ist eine schöne Sache. Kultur ist toll und bringt viel Freude, mehr noch: Es ist ein prima Wahlkampfthema. Inzwischen. Und das ist erstaunlich. Denkt man nur ein wenig zurück - an die Zeit vor der Besetzung des Gängeviertels und der Rettung des Altonaer Museums -, wäre das undenkbar gewesen. Da regten sich vielleicht ein paar Direktoren und Künstler auf, wenn man ihre Etats beschnitt. Aber nicht gleich Helmut Schmidt und Tausende Bürger.

Geschafft haben dies, man wird nicht müde es zu schreiben, vor allem die Freien: Künstler aller Richtungen, die Hamburg mit selbstausbeuterischem Verve zurück in die überregionalen Medien gebracht haben - weil sie sich auf so kluge wie witzige Weise mit den bedrohten Institutionen solidarisierten. Mit solchen Gegnern mag sich niemand mehr anlegen, jedenfalls nicht mitten im Wahlkampf. Ein Sieg der Kunst, wenn auch ein kleiner. Ein größerer wäre jedoch, wenn es in diesen Tagen nicht nur um die großen Institutionen ginge, um Museen, Theater und Musikhallen. Sondern auch um die freie Szene, vom Gängeviertel bis zu den Frappant-Künstlern, vom Bildhauer bis zum Filmemacher. Sie sind es, die Hamburg etwas geben, das unverwechselbar ist.

Die Kandidaten möchte man an dieser Stelle erinnern: Auch um diese Künstler muss es vor der Wahl am 20. Februar mal gehen.