Das 150 Minuten lange Melodram “Familiengeheimnisse“ ist vor allem wegen des Comebacks von Hardy Krüger sehenswert

Hamburg. "Hatari", "Flug des Phoenix", "Einer kam durch": Erinnerung an großes Kino knüpft sich an den Namen Hardy Krüger. Auf dem kleinen Bildschirm ist der kühle Blonde eher Mangelware geblieben. Carlo Rola, Inszenator von "Krupp - eine deutsche Familie" und Krüger-Fan, macht es nun möglich. Er fand einen Stoff, den man dem wählerischen Star vorlegen konnte. Das Drama "Familiengeheimnisse" ist an diesem Sonntag in der ungewohnten Länge von pausenlosen 150 Minuten beim ZDF zu sehen.

"Die Sache gefällt mir", hatte der 82-jährige Krüger zu dem Projekt gesagt- der erste Film nach bald 25 Jahren. Nur die von ihm verkörperte Figur könnte noch etwas anders, am Anfang etwas positiver sein: "Die charakterlichen Brechungen, wie sie sich später ergeben, kommen dann besser zur Geltung." Aber dann stand der Stoff. Die Aufnahmen, überwiegend in Berlin, aber auch in Kenia, Paris und Istanbul, konnten beginnen.

Im Mittelpunkt steht Victor Frey, der Familienälteste einer Sippe von Parfümherstellern. Nach außen hin ist alles glatt und klar. Bis eines Tages eine junge Schwarze vor der Tür steht, außereheliche Tochter des Chefs aus der Verbindung mit einem farbigen Fotomodell, das gerade in der Heimat Afrika verstorben ist. Allein ihr Dasein reicht aus, das ganze Familiengefüge ins Wanken zu bringen.

Die Ehefrau (markant am Stock: Gila von Weitershausen) kann ihrem Mann den Seitensprung von damals nicht verzeihen. Tochter Isolde (Jördis Triebel) ist nicht ohne Grund Trinkerin. Sohn Leander (Barnaby Metschurat) hat es mehr mit der Außenseiterrolle und freut sich über den familiären Zuwachs durch die Halbschwester. Die wird von Dennenesch Zoudé gespielt, der Ehefrau von Carlo Rola. "Wie da in eine Familienwelt etwas einschlägt und jeder auf seine Weise damit fertig wird", habe ihn am meisten fasziniert, meinte Krüger. Das Ganze sei ein Laborversuch: "Sehr unterschiedliche Menschen prallen aufeinander in einer sehr bestimmten Konstellation - was kann dabei herauskommen?"

Wobei die Familie für Hardy Krüger sen. auch ein Sinnbild für jedes Staatsgefüge ist: "Wir müssen lernen, wieder eine Gesellschaft des Zusammenlebens zu werden. In dieser Hinsicht ist der Film auch ein Lehrbeispiel."

Ein recht teures allerdings mit mehr als drei Millionen Euro Produktionskosten. "Der äußere Aufwand war gar nicht so gewaltig", sagt Produzent Oliver Berben. "Aber was solche Filme kostspielig macht: Die Darsteller müssen alle zusammenbleiben. Der eine kann nicht über eine längere Drehzeit hin ausgespart bleiben, sondern jeder muss präsent sein." Und da gehen eben die Gagen ins Geld.

Familiengeheimnisse So 9.1., ZDF 20.15