Kit Armstrong und die NDR Sinfoniker überzeugten mit Mozart, Haydn und Strawinsky

Hamburg. Aus dem Alter, in dem Kit noch als "Kid" Armstrong lief, ist der Pianist zwar raus, aber wundert, dass das Wunderkind immer noch wie ein Kind erscheint bei so viel Wunder? Mit acht Jahren das Konzertdebüt, mit 18 Studienabschlüsse in Mathematik und Musik. Das Spiel des Kaliforniers taiwanesischer Abstammung am Donnerstagabend in der Hamburger Laeiszhalle war behände, flüssig, stoisch perfekt. Der Pianist verzog keine Miene, nicht mal im subtilen zweiten Satz von Mozarts A-Dur-Konzert. Die kleinen Hände und die zarte Statur mögen einen zupackenderen Griff, die Jugend mehr Gestaltung verhindern.

Aber Wunderkinder werden erwachsen und wundern sich womöglich, dass dann die Verhältnisse anders liegen. Mozart wollte sich 1781 in Wien mit der 34., Haydn sich 1791 mit seiner 96. Sinfonie in London gut einführen. Beide griffen ein wenig in die barocke Retro-Kiste. Auch Igor Strawinsky integrierte Altes in seine "Psalmensinfonie", 1930 für die Bostoner Sinfoniker geschrieben. Die konnten dafür zwei Drittel der Streicher zu Hause lassen. Strawinsky behielt nur Bässe und Celli, motzte das Orchester aber mit zehn Oboen und Flöten, Klavieren, Harfe und Chor auf, ein raffinierter Effekt.

Ivor Bolton vom Salzburger Mozarteum-Orchester gilt als harter Hund, des Briten Stabführung ist sehr direkt und präzise, seine Wiener Klassiker sind schnörkellos, beim Neoklassiker Strawinsky unsentimental. Beides lag dem gut aufgelegten NDR Sinfonieorchester, eine hohe B-Note aber für Boltons tänzerische Ausführung auf dem Dirigentenpodest.