Kristofer Åström, Tripping The Light Fantastic, The World Tour Project und Dorit Jakobs läuten das neue Jahr im Knust ein. Und das wird gut.

Hamburg. Mit einer Woche Verspätung wird das neue Jahr im Knust eingeläutet, dafür aber umso lauter - oder sagen wir sorgfältiger, denn der Klub am Neuen Kamp ist vor allem für seinen Hang zu ruhigen Klängen bekannt: Singer/Songwriter mit Bärten, Karohemden und himmlischen Chören, fröhliche Indie-Bands mit ganz viel Seele, das sind die Künstler, die häufig vor dem roten Vorhang des Knust performen, während Booker Norbert mit einem Bier links an der Seite steht und den Bands zunickt. Dementsprechend fällt auch das Knust Jahreseinläuten 2011 aus - insgesamt vier Bands, allesamt dem Knust eng verbunden, geben sich die Ehre.

Ein wildes Septett und ein bedachter Solist bevölkern die Bühne

Mit Tripping The Light Fantastic spielt eine wilde siebenköpfige Band aus Hamburg auf, bei denen alle Instrumente mindestens doppelt besetzt sind. Gitarre und Gesang, Orgel und Bass, Schlagzeug und Pop-Appeal werden munter auf der Bühne durchgetauscht, sodass TTLF wie ein riesiges buntes Knäuel daherkommt. Über sich selbst sagen TTLF, sie seien, neben dem englischen Sänger Adrian, den sie aus Manchester mitgeschleppt haben, sechs Vorstädter, die sonntags zu ihren sozialdemokratischen Patchwork-Familien rausfahren, um Kuchen zu essen. Das mag zwar stimmen, dennoch stellte schon die "SPEX" anlässlich der ersten EP fest, dass TTLF alles andere als typisch deutsch klingen. Mit reißenden Indie-Juwelen wie "Box Office Hit" oder "Paul And Linda" zelebrieren die sieben auf wilde und clevere Art die gute Laune.

Das kann man dem eigentlichen Hauptact nicht gerade nachsagen: Der schwedische Singer/Songwriter Kristofer Åström schwelgt viel eher in wunderschön vorgetragenen Depressionen. Mit seinem zweiten Album "Northern Blues" gelang dem sympathischen Musiker mit Bart und Hardcore-Tattoos der Durchbruch in Europas Indie-Szene. Ruhige Stücke sind darauf, die den desolaten Zustand zwischen Liebeskummer und Alkoholexzess beschreiben. In dem auf jedem Åström-Konzert lautstark eingeforderten Song "All Lovers Hell" zum Beispiel besingt der 36-Jährige die stechende Eifersucht, die den Liebenden überfällt, wenn er daran denkt, mit wem seine Geliebte schon so zarte Stunden verbracht hat. Doch auf dem Dutzend Alben und EPs, die Åström seit 1998 veröffentlichte, befinden sich Songs ganz unterschiedlicher Einflüsse: Elliott Smith und Nick Drake, Towns Van Zandt und Hank Williams. Das sind eher die Künstler, die Norbert Roep auflegt, wenn Bands und Publikum noch gemeinsam an der Bar lehnen, um Astra und Averna zu trinken.

Knust Jahreseinläuten 2011 mit Kristofer Åström, Tripping The Light Fantastic, World Tour Project, Dorit Jacobs Fr 7.1., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 10 Euro an der Abendkasse; www.knusthamburg.de