Fabrik. Wollte man unbedingt fünf Euro ins Phrasenschwein werfen, man müsste sagen: Dieser Wladimir Kaminer ist ein Phänomen. Weil wir sparsam sind und unsere Penunzen zusammenhalten, stellen wir einfach fest, dass der Berliner Russe in den vergangenen zehn Jahren 17 Buchtitel veröffentlicht hat. Kaminer macht sich in ihnen immer seine Herkunft zunutze, er wurde in Moskau geboren, ist jüdischen Glaubens, lebt in Berlin, spricht auch Russisch, klar, und schreibt auf Deutsch. Damit lässt sich einiges anfangen, besonders wenn man kulturelle Vorlieben und Prägungen dann auch noch für alle Beteiligten gewinnbringend einbringt. Indem man Bücher schreibt, indem man in der Berliner Torstraße die "Russendisko" gründet.

Kaminers jüngstes Buch heißt "Meine kaukasische Schwiegermutter" und setzt Kaminers ethnologisches Programm fort: Er ist wie immer teilnehmender Beobachter, der uns Teutonen in fremde Kulturen einführt. Und weil nichts leichter ist, als fremde Mentalitäten lustig zu erklären, macht Kaminer wieder genau das. Es langweilt sich nur der manchmal, der bereits alle Bücher des unterhaltsamen Schriftstellers gelesen hat: Unendlich ist das Reservoir an Anekdoten nun doch nicht. Kaminers Popularität schadet dies freilich mitnichten.

Wladimir Kaminer Fr, 7.1., 19.00, Fabrik (S Altona, Bus 150), Barnerstr. 36, ausverkauft, Zusatzlesung am 20.1., Karten im Vvk. 17,85 Euro; www.russendisko.de