Die Show-Miezen im Musical “Cats“ feiern ihren Jellicle-Ball unterm Zeltdach und ernten bei der Premiere viel Beifall

Hamburg. Erinnerungen werden wach, singt Grizabella im Mondlicht sehnsüchtig "Memories". Es ist der Welthit aus Andrew Lloyd Webbers Musical "Cats", das gestern im Theaterzelt auf dem Heiligengeistfeld sein glänzendes Remake feierte. Eine furiose und hinreißende Tanzshow. Trauert die abgetakelte ergraute Glamourkatze ihrem vergangenen Glanz und Glück nach, kommen manchem Gast Erinnerungen an die erste Hamburger "Cats"-Premiere. Am 18. April 1986 hatte im Operettenhaus die Schicksalsstunde für die künftige hanseatische Musical-Metropole geschlagen.

Die Aufführung sorgte dereinst für große Aufregung und Kassandrarufe. Die damalige Kultursenatorin Helga Schuchardt hatte das leer stehende Haus am Kiez dem Produzenten Fritz "The Cat" Kurz für eine symbolische Mark überlassen. Der viel kritisierte Coup sollte sich als couragiert und zukunftsweisend herausstellen. Denn der in den Medien schwarzseherisch beschworene Flop wurde in der Premieren-Nacht zu einem Riesenerfolg. Die "Cats"-Show entwickelte sich zum Dauerbrenner, lief 14 Jahre lang und begründete den Musical-Boom in Hamburg. Die Neue Flora wurde 1990 mit Webbers "Phantom der Oper" eröffnet.

Für die Produzenten des Katzen-Balls auf dem Müllberg unterm Zeltdach - Maik Koklow (Mehr! Entertainment) und Michael Brenner (BB Promotion) - gilt "Cats" denn auch als die Mutter aller Erfolgsmusicals. Die Song-Revue nach Gedichten von T. S. Elliott hat sich zum Klassiker gemausert, dessen Reiz keineswegs verblasst ist. Doch der neue Spielort provoziert noch eine kurze Erinnerung. Das Operettenhaus, damals mit alter Fassade und kein gläserner Show-Tempel, hatte noch etwas vom Charme eines Abbruchhauses mit der dunkel gähnenden Höhle des Zuschauerraums, den Abfallbergen und Mülltonnen auf der Bühne, die erst zum Finale im Licht bunter Lämpchen erglänzte.

Doch die Katzen und Kater mit ihren schnurrigen bösen oder anschmiegsamen Charakteren sind ganz dieselben geblieben. Sie begeistern das Publikum mit flotten Liedern, geschmeidigen Sprüngen und rasanten Tanznummern heute wie damals. Die Zuschauer im Theaterzelt danken es ihnen immer wieder mit Szenenapplaus, nach drei Stunden endet die Vorstellung mit großem Jubel und anhaltendem Beifall. Da verklärt die Erinnerung gar nichts. Das Glück mit "Cats" hält offenbar weiter an.

Cats bis 6.3., Theaterzelt am Heiligengeistfeld, Karten in allen Hamburger-Abendblatt-Ticketshops und unter der Ticket-Hotline T. 040-30 30 98 98