Der Kriegsfilmklassiker “Barfuß durch die Hölle“, eines der großen Meisterwerke des japanischen Kinos, ist nun auf sechs DVDs erschienen.

"Barfuß durch die Hölle", eines der großen Meisterwerke des japanischen Kinos, inszeniert von Masaki Kobayashi (1916-1996), ist endlich in allen drei Teilen in einer DVD-Box erschienen. Das Besondere dabei: In Deutschland kamen die Filme zwischen 1961 und 1962 nur in einer stark gekürzten Fassung in die Kinos. Erst das ZDF strahlte die Mammut-Trilogie in ihrer Gesamtlänge von neuneinhalb Stunden aus, allerdings verteilt auf sieben Abende. Bei der DVD-Edition hat der Zuschauer nun die Qual der Wahl oder - positiv gewendet - die Chance zum Vergleich der deutschen mit der japanischen Kinofassung. Der Unterschied macht immerhin zweieinhalb Stunden aus. Doch Geduld wird belohnt: Erst die Originalfassung (wahlweise mit deutschen Untertiteln) entfaltet - ohne Brüche, Straffungen oder Lücken - die ganze humanistische Tragweite des Werks.

Selten hat ein Film die Grauen des Zweiten Weltkriegs so erschütternd und detailliert, so eindringlich und trotzdem so faszinierend geschildert wie "Barfuß durch die Hölle", basierend auf dem Romanzyklus "Ningen no joken" (zu Deutsch: "So ist der Mensch") von Jumpei Gomikawa. Dabei spannt Regisseur Kobayashi den Bogen von 1943 bis 1945, von der Besetzung der Mandschurei durch die Japaner über das Heranrücken der Roten Armee bis zur sowjetischen Gefangenschaft des Helden (Tatsuya Nakadai).

Als Zusatzmaterial ist auf den drei DVDs der deutschen Kinofassung - außer den Trailern - jeweils ein Interview enthalten. Der japanische Regisseur Masahiro Shinoda ("MacArthurs Kinder") unterhält sich 14 Minuten lang mit seinem Kollegen Masaki Kobayashi und entlockt ihm Wissenswertes über die Dreharbeiten. Der Cutter Uraoka Keiichi, später sogar für Nagisa Oshima ("Im Reich der Sinne") tätig, berichtet 20 Minuten lang über seine Arbeit, den Unterschied zwischen Positiv- und Negativ-Schnitt, die Freiheiten, die ihm Kobayashi ließ, und die Bedeutung von Kamerabewegungen. Dazu gibt es ein 38-minütiges Gespräch zwischen Filmkritiker Tado Sato und Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai. Das Interessante an diesen Interviews: Es sind eigentlich keine. Da treffen sich Gesprächspartner auf Augenhöhe und zollen sich Respekt, der Fragesteller gibt Antworten vor oder will sich gefasste Meinungen nur noch bestätigen lassen. Es wird - zumindest auf dem Zusatzmaterial der DVDs - viel gelacht.

Barfuß durch die Hölle (Winkler Film/Alive)