In der G3 Gallery, unserer Galerie der Woche, kann sich der Besucher an den ungewöhnlichen Fotografien von Stephan Zirwes kaum sattsehen.

G3 Gallery. Zuerst war es ein Fesselballon, heute sind es Satelliten - längst haben wir uns daran gewöhnt, die Welt von oben zu sehen, aus der Vogelperspektive lassen wir uns vom irdischen Treiben da unten in Staunen versetzen. Als der französische Fotopionier Nadar, eigentlich Gaspard-Félix Tournachon, Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal in die Lüfte stieg, war dies der Startschuss für eine schnell anwachsende Gemeinde von Luftfotografen.

Einer von ihnen, der Stuttgarter Stephan Zirwes, präsentiert zurzeit seine ästhetisch bestechenden, überwiegend großformatigen Luftaufnahmen in der G3 Gallery am Mittelweg. Aufgenommen von einem Helikopter, die Kamera mit nahezu senkrechtem Winkel auf die Erde gerichtet, dokumentiert und unterteilt der 43-jährige Zirwes die Welt in "Fields" und "Zones". In Agrikultur (Fields) zum Beispiel oder in Industrie (Zones), die sich zu Mustern der Natur, überwiegend aber des Alltags und der Architektur vor unseren Augen ausbreiten.

In langer Linie krabbeln Skifahrer wie klitzekleine Ameisen über den Schnee, Blumenbeete formen sich zu abstrakten Streifenbildern, der Hamburger Containerhafen gliedert sich zu einem bunten Stäbchenparkett, Straßen und Wege breiten sich einem Wellenmuster gleich durch grüne Plantagen aus. Hier parkt ein Auto nahe am Bildrand, dort verschwinden winzig kleine Menschen in den Großdimensionen ihrer gebauten Umwelt. Und das graue Flughafenfeld mutiert zum kleinteiligen, kunterbunten Spielteppich für kleine Jungs.

Der bereits vielfach ausgezeichnete Fotograf Stephan Zirwes präsentiert Weltflächen in Retina-Auflösung zum Sattsehen und stimuliert damit die Entdeckerlust, die alle detailverliebten Modelle herausfordern. Man will in diese Gebilde eintauchen, ist man erst einmal ihren Umständen wortwörtlich enthoben. Dann wiederum präsentieren sie sich als komplexe Grafik, zusammengesetzt aus Tausenden von Bausteinen: Anlass wohl, die Ausstellung mit "DNA" zu betiteln.

Erstaunlich chaotisch wirkt in der hier gezeigten Auswahl demgegenüber eine der wenigen Naturaufnahmen. Das Bild eines Gletschers erinnert von der Ferne gesehen an hängende Rinderhälften. Aber vielleicht ist es nur die gebrochene, organische Form dieses Eisriesen im Gegensatz zu den reißbrettartig geformten Kulturlandschaften, die solch animalische Fantasien aufkommen lässt.

DNA - Luftaufnahmen von Stephan Zirwes: G3 Gallery (Bus 109 Böttgerstraße), Mittelweg 41a, Öffnungszeiten: Di-Fr 12.00 bis 18.30, Sa 11.00 bis 14.00 und auf Anfrage, T. 46 96 60 57, Internet: www.g3-gallery.com