Als Söhne Hamburgs begeistern Stefan Gwildis, Rolf Claussen und Joja Wendt erstmals als Trio

Hamburg. Manchmal macht schon ein Name neugierig: Söhne Hamburgs - wer soll das sein? Eine Reminiszenz an die Söhne Mannheims, junge, ungestüme Kerle, die uns Mitte der Neunziger hierzulande den hippen Pop beibrachten? Nein, die können nicht gemeint sein. Denn tatsächlich entspringen die Söhne Hamburgs einer ganz anderen Altersklasse, als da wären Stefan Gwildis, 52, Rolf Claussen, 51, und das Küken Joja Wendt, 46. Einen besonderen Abend wollten diese älteren Semester zum Start ins neue Jahr bieten und das aus einem einfachen Grund: Sie kennen sich seit Jahrzehnten, standen schon öfters paarweise zusammen auf der Bühne, also warum nicht mal zu dritt?

Ihnen zu Füßen die fast vollständig ausverkaufte Laeiszhalle, die einen denkwürdigen Abend erlebte. Wendts Klavier war erheblich in die Länge gezogen, später sollte darauf so ausgiebig wie elegisch gesteppt werden. Allerlei nicht unbedingt klassische Instrumente wie ein Teekistenbass oder ein Hupenschlagzeug standen bereit, dazu ein Kühlschrank und ein Kugelgrill. Im Handumdrehen hatten sie sich an den altehrwürdigen Ort gewöhnt, hatten alle Scheu abgelegt, tänzelten, sangen und alberten über die Bühne, als wären sie in einem Klub auf dem Kiez.

Das zahlte sich aus. Ob ein angebliches rumänisch-transsilvanisches Volkslied mitgesungen werden sollte oder man eine Dame namens Ingrid aus der vierten Reihe auf die Bühne bat, um zu Wendts Klaviereskapaden die Fahrradklingel zu drücken - stets war das Publikum auf Augenhöhe, durfte dazwischenrufen, war aufgefordert zu klatschen, wann immer ihm danach war, und das an einem Ort, wo sonst jeder Huster mit Blicken bestraft wird. Zwischendurch gab es Klassiker wie Gwildis' "Sie lässt mich nicht mehr los - nicht mehr los - oohhh, nicht mehr los!", dann und wann marschierte der Damenlikörchor in Kittelschürzen auf, um seine Hymne auf Barmbek und einen ortsansässigen Fußballklub darzubieten (den in Braun und Weiß).

Am Ende waren Ovationen im Stehen die logische Folge. Und auch als Hamburgs Söhne nach einigen Zugaben endgültig hinter der Bühne verschwunden waren, mochte mancher noch nicht nach Hause gehen. Wie hatte Claussen doch mitten im Konzert gewitzelt: "Achtung - wer die U-Bahn um 21.20 kriegen will, der müsste jetzt langsam gehen." Niemand hatte sich zu erkennen gegeben.

Die Söhne Hamburgs treten erneut in ihrer Heimatstadt auf: am 20. August im Stadtpark; wann der Kartenvorverkauf startet, steht noch nicht fest.