Im Metropolis gibt es ein Wiedersehen mit Arthur Penns immer noch aktuellem New-Hollywood-Meisterwerk um das Gangsterpaar “Bonnie & Clyde“.

Metropolis. Als das tschechische Pärchen Milan und Eva K. im Dezember 2010 in Karlsruhe nach einem Banküberfall starb, verglich nahezu jedes Medium das Gangsterduo mit Bonnie und Clyde, ein Paar, das für eine zum Mythos gewordene Verbindung von Romantik und Gewalt steht.

Bonnie und Clyde gelten als edle Räuber und besitzen die Sympathie einer breiten Öffentlichkeit für ihren Mut und ihr unangepasstes Außenseiterleben. Historisch sind Bonnie Parker und Clyde Barrow ein amerikanisches Paar, das in den 30er-Jahren im Südwesten der USA für ein Dutzend Banküberfälle und 13 Morde verantwortlich war und am 23. Mai 1934 in Louisiana bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet wurde. Zum Mythos wurden die beiden Kriminellen erst durch den Film "Bonnie & Clyde" von Arthur Penn aus dem Jahr 1967.

Der Regisseur setzte ihnen ein filmisches Denkmal, weil er die Figuren zu Stilikonen machte. Bonnie (Faye Dunaway) wirkt mit ihren Baskenmützen und ihren Maxiröcken wie aus dem Ei gepellt, ihr Partner Clyde (Warren Beatty) ist mit dem eleganten Dreireiher und dem Borsalino dazu das modische Pendant. In schnellen Luxuskarossen jagen sie über staubige Straßen im Süden der USA und rauben eine Bank nach der anderen aus. Sie sind elegante Glückssucher, die sich ihre Träume auf Kosten der "bösen" Banken zu erfüllen versuchen. Den von der Weltwirtschaftskrise gebeutelten Farmern lassen sie ihr Geld und werden von ihnen versteckt, wenn ihnen die Polizei zu dicht auf den Fersen ist.

Zwei Jahre vor "Easy Rider" nimmt "Bonnie & Clyde" bereits den anarchischen Romantizismus von Dennis Hoppers Motorrad-Roadmovie vorweg. Zusammen mit Mike Nichols' "Die Reifeprüfung" steht Arthur Penns Gangsterballade am Beginn der Kino-Ära des New Hollywood. Penn orientiert sich in seiner Erzählhaltung am europäischen Kino, er bricht zudem mit einem Produktionscode, den sich die amerikanische Filmindustrie in Bezug auf Gewaltdarstellungen auferlegt hatte. Waffen sollten sparsam eingesetzt, das Töten nicht im Detail gezeigt werden. In "Bonnie & Clyde" gibt es drei minutenlange Schusswechsel; das Ende des in einen Hinterhalt geratenen Gangsterpärchens wird zum Teil in Zeitlupe und aus verschiedenen Kameraperspektiven gezeigt. Bereits zu Beginn des Films gibt es eine Szene, in der Bonnie sanft den Lauf von Clydes Revolver streichelt. Beide sind Waffenfetischisten, die gern vor der Kamera posieren.

"Die Gewalt sollte schockieren", hat Arthur Penn über sein Meisterwerk gesagt. Als "Bonnie & Clyde" 1967 in die Kinos kam, tobte der Krieg in Vietnam, jeden Sommer standen die Gettos der US-Großstädte in Flammen und liberale Politiker und schwarze Bürgerrechtler fielen Attentaten zum Opfer. Wie sein Kollege Sam Peckinpah in "The Wild Bunch" reagiert Arthur Penn auf die alltägliche Gewalt der Gegenwart und integriert sie in seinen Genrefilm.

Wenn man "Bonnie & Clyde" mehr als 40 Jahre nach seiner Premiere auf der Leinwand wiedersieht, wirkt der Film immer noch so aktuell wie damals. Dunaway und Beatty sind ein elegantes und cooles Paar, sie stehen für das Ausbrechen aus einem beschränkten Leben. Am Ende bezahlen sie ihre Freiheit mit dem Tod, doch Penn moralisiert nicht. Er zeigt, dass die Staatsmacht stärker ist als seine beiden Antihelden, eine Erfahrung, die Mitte der 60er-Jahre viele kritische und unangepasste Amerikaner machen mussten.

Bonnie & Clyde heute 17.00, morgen 19.00, Metropolis (U/S Hauptbahnhof), Steindamm 54, Karten: 6,-; Internet: www.metropoliskino.de