Simone Young moderierte launig durch den bunten Strauß der Entdeckungen

Hamburg. Zünftig schmettert das Blech, keck tirilieren die Flöten - bis das Stück, angetrieben vom Tschingderassa des Schlagzeugs, seinem Ende entgegengaloppiert: Mit der "Raymond"-Ouvertüre von Ambroise Thomas zündeten Simone Young und ihre Philharmoniker gleich zu Anfang des Silvester-Konzerts "Salut!" einen musikalischen Knaller, der die Besucher in der prall gefüllten Laeiszhalle ordentlich wachrüttelte. Als Young dann noch scherzhaft anmerkte, dass Thomas' bekannteste Oper "Hamlet" auf Französisch ein bisschen nach "Omelette" klingt, pendelte das Stimmungsbarometer fast schon im Partybereich.

Die launigen Moderationen von Hamburgs Musikchefin waren auch diesmal ein wichtiger Bestandteil des "Salut!"-Cocktails - gemixt aus griffigen Informationen, humorigen Döntjes zu den Komponisten und persönlichen Plaudereien. Sehr hübsch die Schilderung ihres Wellenritts auf einem Luftkissenboot, mit der sie die Hörer auf Joby Talbots rasant rauschendes "Hovercraft" einstimmte. Talbot, Jahrgang 1971, gehört zu den Jubilaren des neuen Jahres - und die bildeten den lockeren roten Faden durch das bunt gemischte und mit unbekannten Stücken gespickte Programm. Josef Bohuslav Foerster (50. Todestag) war mit einem tschechisch schwingenden Scherzo dabei, Hans Werner Henze (85. Geburtstag) mit seiner erregten Erlkönig-Fantasie, und bei Ottorino Respighi (75. Todestag) tschilpte die prägnante Vogelquarte des "Cucu" durchs farbenfroh gekleidete und gut aufgelegte Orchester.

Wenn ein Komponist mal nicht ganz passte - kein Problem. Young fand immer einen Weg, das rundzubiegen - wie im Fall von Mozart, wo dann eben das Jubiläum des historischen Hornisten herhalten musste, für den er das Stück schrieb. Als heutiger Solist des Hornkonzerts glänzte da der Philharmoniker Daniel Ember. Zwei Opernstudiomitglieder sorgten für den lyrischen Höhepunkt: Melissa Petit und Juhee Min betörten die Hörer mit einer hinreißenden Interpretation des Blumenduetts von Leo Delibes.

Nach dem hornsatten Hitchcock-Höllenritt "Death Hunt" von Bernard Herrmann und einer witzig-virtuosen Violinvirtuosen-Parodie (von Gastkonzertmeister Juraj Cicmarovic gegeigt) endete die kurzweilige Silvestermatinee mit dem Schmachtfetzen "Moon River" aus "Frühstück bei Tiffany". So ein Goldregen ist ja auch mal schön, zwischen der ganzen Böllerei.