Der Jazzmusiker, Komponist und Labelmacher Wolfgang Dauner feiert heute seinen 75. Geburtstag

Hamburg. Ziemlich einsam war er damals in seiner Wohnung in der Speicherstadt, der Pianist und Komponist Wolfgang Dauner. Das Viertel war von aller Aufbrezelung noch weit entfernt, als der Stuttgarter Musiker 1981 das Stipendium der Stadt Hamburg und damit verbunden die Wohnung bekam. Verschafft hatten ihm die Auszeichnung der damalige NDR-Jazzredakteur Michael Naura und der Kritiker Werner Burkhardt. Sie wollten einem der produktivsten Jazzmusiker Deutschlands die Ehre geben. Heute wird Wolfgang Dauner 75 Jahre alt.

Wer den musikalischen Kosmos dieses Mannes erfassen will, höre sein in diesem Jahr veröffentlichtes Soloalbum "Tribute To The Past". In einer altersweisen, also milden und aufs Wesentliche reduzierten Tour d'horizon nimmt er da noch einmal Perlen des eigenen Schaffens in die Hände, außerdem Musik von George Gershwin und Jazz-Standards. Das Album ist wunderbar - und das Ergebnis ungeheurer Disziplin. 1999 hatte Dauner einen Schlaganfall und konnte lange mit der linken Hand nichts mehr spielen.

Dauner rang das Musikerdasein einer Biografie ab, deren prägende Jahre in eine für ihn schwierige, zugleich für den Jazz günstige Zeit fielen. Aufgewachsen in den 40er- und 50er-Jahren, nahm er Klavierstunden bei seiner Großtante, die das von der Mutter nicht gewollte Baby vor dem Waisenhaus gerettet hatte. Ziehsohn einer tüchtigen, musenfernen Pflegemutter, lernte er in einer Druckmaschinenfabrik Maschinenschlosser. Die Nächte spielte er sich in Ami-Klubs um die Ohren, erst als Trompeter, später als Pianist.

Als Angehöriger der ersten Generation deutscher Nachkriegsjazzer öffnete sich Dauner gegenüber allem, was neu und aufregend war - vom ersten, sechseinhalb Zentner schweren Synthesizer bis zu Happenings. Legendär wurden seine experimentellen Jazzrock-Aufnahmen ("Knirsch", 1972), sein "Urschrei" und tolle Fernsehmusiken ("Glotzmusik", "Elfeinhalb"). Auch Dauners Verdienste als Macher des musikereigenen Labels Mood Records und Kopf des United Jazz & Rock Ensembles sind gewaltig. Zum Geburtstag schenkte ihm der Hamburger Nautilus Verlag eine Biografie.