Beate Teresa Hanika beschreibt die Tristesse des Modelalltags

Berühmt wollen sie werden, Karriere machen, sich sonnen im Blitzlicht der Fotografen. Und alle träumen von Geld und Glamour. Ihr einziges Kapital ist ihre Schönheit. Die Modezeitschriften zeigen die glanzvolle Seite des Modelberufs, sie zeigen diejenigen, die es geschafft haben, zumindest für ein paar Jahre. Die 1976 geborene Autorin Beate Teresa Hanika beschreibt in ihrem zweiten Roman, "Erzähl mir von der Liebe", die Schattenseite dieses Berufes. Hanika, die selbst einige Jahre lang als Model gearbeitet hat, erzählt von den Anstrengungen eines Berufes, der für viele junge Mädchen erstrebenswertes Ziel ist. Sie erzählt von Hunger und Einsamkeit, von Langeweile und Depression, von Angst und Qual.

Hanika nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Ihre Ich-Erzählerin Leni, Model in Berlin, beschreibt schnörkellos die Tristesse des beruflichen Alltags. Und räumt dabei gründlich auf mit schwärmerischen Fantasien über den Knochenjob eines Models. Stattdessen erzählt sie vom Mief der Appartements, vom Druck der Agentur, vom Terror der Fotografen, von grapschenden Männern und ewigen Hungerattacken. Und von der Sehnsucht. "Und das ist es doch, was einen immerzu antreibt. Die Sehnsucht, dass alles anders und alles besser werden könnte."

Leni teilt eine kleine Wohnung mit zwei Kolleginnen. Bulgarin die eine, die fast ihr ganzes Einkommen nach Hause schickt, und Hannah, die aus trüben Berliner Verhältnissen kommt. Alle drei wollten den Bedrängnissen ihrer Familien entkommen und landen doch nur in neuen. Sie haben eine Unfreiheit gegen eine andere getauscht. "Wir nehmen die Dinge hin und laufen mit der Masse. Wir lachen, wenn es uns gesagt wird, weinen, wenn niemand hinsieht, und dazwischen gibt es nichts. Es gibt kein grau, kein normal. Es gibt bizarr, wunderschön und hässlich." Das Hohle, Äußerliche ist selten so ernsthaft und anschaulich beschrieben worden wie in diesem eindringlichen Roman

Diesen lakonischen Ton, der nie sentimental wird und präzise beschreibt, hat Hanika bereits in ihrem Erstling, einem mit mehreren Preisen ausgezeichneten Jugendbuch, erfolgreich erprobt. In "Rotkäppchen muss weinen" erzählt sie von einem Fall von Kindesmissbrauch. Auch hier leiht sie ihre Stimme einer Ich-Erzählerin, der 13 Jahre alten Malvina, der es schließlich mit Unterstützung ihrer besten Freundin und einer ersten zarten Liebe gelingt, ihre Scham und Angst zu überwinden und über die schreckliche Not, in der sie sich befindet, in der Familie zu sprechen. So macht dieses kleine feine Buch Hoffnung und Mut.

Beide Romane von Hanika sind lebensklug und realitätsnah erzählt, mit Empathie für die Figuren und deren Seelenlage - einfach mitreißend.

Beate Teresa Hanika: "Erzähl mir von der Liebe". 160 Seiten, FJB, 14,95 Euro

"Rotkäppchen muss weinen", 223 Seiten, Fischer Schatzinsel, 12,95 Euro