Die neun Songs des Debütalbums von Fistful of Mercy sind ein Glücksfall

Drei Mikros, drei Gitarren, drei Tage Studiozeit. Im Fall von Fistful of Mercy reichte diese spartanische Ausstattung für neun starke Songs. Angesichts der Besetzung der Band ist das Resultat dann nicht mehr ganz so verblüffend: Hinter Fistful of Mercy steckt nämlich eine Supergroup mit Ben Harper, afro-amerikanischer Soul-Rock-Sänger mit einer Diskografie von 14 Alben, Joseph Arthur, ein von Peter Gabriel entdeckter Folk-Gitarrist und Sänger, sowie Dhani Harrison, Sohn des verstorbenen Beatles-Gitarristen.

Dass aus der dreitägigen Jam-Session ein ganzes Album entstehen würde, war so nicht geplant. Ursprünglich hatte Arthur seinen Kumpel Ben Harper gebeten, ihm bei den Aufnahmen für sein neues Album zu helfen. Harper schleppte dann Dhani Harrison mit ins Carriage House Studio in Los Angeles; Harper hatte den 1978 geborenen Beatles-Sohn erst kurz vorher auf einer Skaterbahn kennengelernt. Als es losgehen sollte, räumte Joseph Arthur ein, noch gar keine Songs fertig zu haben. Also setzten sich die drei zusammen hin und fingen an, Ideen auszutauschen, zu jammen und zu schreiben. "Jeder fungierte für die anderen als Lyrik-Polizei", erinnert sich Ben Harper an die Sessions, die Anfang des Jahres stattfanden.

"As I Call You Down", so der Albumtitel, beginnt mit dem Liebeslied "In Vain Or True". Arthur, Harper und Harrison singen mehrstimmig, der Song hat etwas Kanonhaftes, die Gitarren erklingen mit Vibrato, eine Geige, später von Jessy Greene eingespielt, veredelt das Ganze. Dieser großartige und reine Folk-Pop weckt Erinnerungen an Crosby, Stills & Nash, jene Supergroup der späten 60er-Jahre. Die Texte sind keine tiefgründige Lyrik, doch sie bringen das Beziehungs-Hin-und-Her auf den Punkt. "Auch wenn es vorbei ist, heißt das nicht, dass wir miteinander durch sind", heißt es "In Vain Or True".

Jede der neun Nummern, darunter ein Instrumental, ist von gleich hoher Qualität. Die gesanglichen Qualitäten des Trios sind außerordentlich, Melodien und Rhythmen verbinden sich zu spannenden Songs. Country-Elemente finden sich in diesen Songs genauso wie Reverenzen an Gospelmusik. "I'm so down, Lord", singen die drei in "Farmer's Son" und klatschen dazu kräftig in die Hände, als wären sie in einer Dorfkirche im Süden der USA. Auch das dunkle "Fistful Of Mercy" steckt voller religiöser Bezüge.

Nach Ende der dreitägigen Session holte Dhani Harrison noch den versierten Schlagzeuger Jim Keltner hinzu, der in Musikerkreisen als "menschliches Metronom" gilt. Keltner spielte später Schlagzeug-Parts für die Songs ein. "Allein hätte keiner von uns dieses Album hinbekommen", sagt Ben Harper. Die zufällige Begegnung dieser drei Musiker plus ihrer Gäste wurde zum Glücksfall. Das Debüt von Fistful of Mercy zählt zu den stärksten Alben des zu Ende gehenden Jahres.

Fistful of Mercy: As I Call You Down (PIAS)