Alma Hoppe zieht im absurd komischen Satire-Programm “Räumpatrouille“ alle Register der Mutationskunst.

Lustspielhaus. Aus der 60er-Jahre-Kultserie "Raumpatrouille" (Kennt die überhaupt noch jemand?) wird bei Alma Hoppe der "Räumpatrouille"-Konzern und die Bühne zur Startbahn für saubere Geschäfte auf Erden und im All. Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen lassen sich zwar von Commander Dietmar Schönherr und seinem Sicherheitsoffizier Tamara alias Eva Pflug (die mit der platinblonden, hochtoupierten "Bienenkorb"-Frisur) inspirieren. Sie nutzen jedoch den Plot - ähnlich wie schon in der "Männerwirtschaft" - nur als absurd komische Folie für ihr neues Programm, um mit den sozialen und verbalen Müllbergen in Deutschland und im Weltraum satirisch aufzuräumen.

Im Kampf gegen den "schwarz-gelben Wortschrott" schlüpfen die beiden Kabarettisten in die Rollen der Konzernmanager und deren Mitarbeiter, richten auch für das schwer mitdenkende und lachende Publikum eine Betriebsfeier voller Pannen, Peinlichkeiten und haarsträubender Widersprüche aus. Naturgemäß kollidieren die Interessen in den verschiedenen Abteilungen, deren Vertreter Loenicker und Petersen in blitzschnellem Kostümwechsel plastisch und bisweilen überdeutlich vorführen. Sie denken laut über Entlassungen nach, über die Gründung einer neuen erzkonservativen Partei, küren aber auch leutselig den "Mitarbeiter des Abends" aus den Zuschauerreihen. Sein besonderes Verdienst gilt es zu ehren: "Er hat unsere Konzernhymne 'Ich liebe meine Firma' geschrieben." Hatte die Satire-Rakete bei der Premiere anfangs noch mit Ladehemmungen zu kämpfen, wollte nicht so recht abheben bei den Attacken auf die Politiker, die rationalisierenden Firmenkapitäne und sich anbiedernde Betriebsräte, ist unterdessen einiger Ballast in der tagespolitisch immer aktuellen Nummernfolge abgeworfen.

Die Karikaturen von Bundestagsabgeordneten charakterisiert das Duo genauso humorlos und lahmarschig, wie manche von ihnen wohl tatsächlich sein mögen. Dafür sparen sie sich den arg abgenutzten Sarrazin-Spott und bringen einen zynischen Beitrag zur Islamismus-Debatte: In Loenickers zwar grenzwertiger, doch witziger Parodie eines türkischstämmigen Pfarrers versucht Hochwürden radebrechend muslimische Jugendliche zum Christentum zu bekehren. Was tut es schon, wenn er bei "den spannenden Geschichten aus der Bibel" einige Dinge durcheinanderbringt oder in den falschen Hals bekommt? Wir haben nur eine und nicht 72 Jungfrauen im Himmel zu bieten, muss er zugeben: "Aber die ist doch für alle da. Halleluja!"

Erst nach der Pause setzt Regisseur Walter Zauner die hochfliegende "Orion"-Idee in den Sketchen auch wirklich um. Vor allem bei den gefilmten Ausflügen von Alma Hoppe ins Universum: Carl-John Hoffmann hat das Videodesign entworfen und überrascht mit den außerirdischen Szenen an Bord des Raumschiffs "Orion 8" in Farbe und Schwarz-Weiß. Commander Nils McLane himmelt singend den Computer und Sicherheitsoffizier Tamara Jagellovsk mit chamäleonhaft wechselnden Haarfarben an. Für "Raumpatrouillen"-Kenner gibt Petersen auch mal kurz den Bordingenieur mit dem Schäferhund-Namen Hasso.

Auch die intergalaktische Videokonferenz mit seinem Powerpoint-Fuzzi Stefan McApple im grell karierten Papageien-Look fällt sehr unterhaltsam aus, ehe Alma Hoppe als Straßenmüllmänner in den orangefarbenen Jacken wieder auf unserem blauen Planeten landet und ein heiteres Abfall-Raten in der Tonne veranstaltet: "Wer wird Müllionär?" Im Typenkabinett der Ratefüchse staubt Loenickers Hightech-Inder Ranshid (auch in der Gunst des Publikums) den Hauptgewinn ab - und macht sich siegestrunken sofort auf ins "Indernet". Zur Pet-Shop-Boys-Hymmne "Go West" marschiert das frech-forsche Duo dann ins bejubelte Finale und fordert energisch "Hau weg, bis es sauber ist."

Es mag am ungewohnten Atmosphäre-Wechsel liegen, dass die beiden beim Weltraum-Trip anfangs satirisch etwas kurzatmig bleiben und es seine Zeit dauert, bis ihre politisch gewendete "Raumpatrouillen"-Parodie dann im zweiten Teil Biss und komödiantische Schubkraft bekommt und schließlich noch an Fahrt zulegt. Bekanntlich gewinnen Kabarettprogramme im Dialog mit dem Publikum und den Vorstellungen an Zug und Schärfe. Und spätestens am Silvesterabend mutiert sicher auch das neue Programm zu einem weiteren Knaller im Repertoire.

Alma Hoppe: Räumpatrouille: Mi 29.12., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten von 15,- bis 25,- T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de