Am Donnerstag gibt es im Museum für Völkerkunde freien Eintritt - als Dankeschön für die Treue der Hamburger in turbulenten Zeiten.

Völkerkundemuseum. Ein Kurztrip in gleich zwei lateinamerikanische Länder, dieses Angebot macht das Museum für Völkerkunde am morgigen Donnerstag. Dann ist das Haus an der Rothenbaumchaussee von 10 bis 21 Uhr geöffnet, und das bei freiem Eintritt. Eine gute Gelegenheit, die beiden aktuellen Ausstellungen zu besuchen, die der Kultur zweier südamerikanischer Länder gewidmet sind.

"Herz der Maya" heißt die eine, "Himmel aus Gold" die andere. Die Maya-Ausstellung dokumentiert die Qualität des eigenen Sammlungsbestandes. Jahrzehntelang wurde sie wissenschaftlich vorbereitet. Und dass sie nicht schon längst realisiert werden konnte, hat schlicht finanzielle Gründe. Besonders üppig fiel auch jetzt das Ausstellungsbudget nicht aus, trotzdem hat das hauseigene Kuratorenteam eine spannende und gut gestaltete Schau auf die Beine gestellt. Schon seit Jahren folgt das Museum der Maxime, den "inneren Reichtum", also die Schätze der eigenen Sammlung, zu zeigen. Nicht nur aus der Not heraus, kaum mehr kostspielige Sonderausstellungen mit internationalen Leihgaben finanzieren zu können, sondern auch aus dem Bewusstsein heraus, hochkarätige Werke der Weltkultur in den eigenen Sammlungen zu besitzen.

Die Maya gehören seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu den Sammlungsschwerpunkten. Das lag nicht zuletzt an dem Wirken von Franz Termer, dem zweiten Direktor des Hauses, der als Südamerika-Experte einen hervorragenden Ruf besaß. Termer verband archäologische mit ethnografischen Interessen. Im Fall der Maya war das von besonderer Bedeutung, da dieses Volk - anders als die Inka und die Azteken - nicht von den spanischen Eroberern ausgelöscht wurde, sodass sich die Kulturgeschichte von der voreuropäischen Zeit bis heute nachzeichnen lässt. So verwenden etwa Weberinnen in Guatemala immer noch Muster und Symbole, die aus der Zeit stammen, bevor die Spanier ins Land kamen.

Jahrzehntelang hatte der deutschstämmige Geschäftsmann Carlos Elmenhorst Textilien der Maya-Kultur gesammelt und dokumentiert, 1989 machte er seine Sammlung dem Museum zum Geschenk. Jetzt wird sie erstmals in einer repräsentativen Auswahl gezeigt. Aber die Schau beschränkt sich nicht auf Textilien, sondern versucht, ein möglichst umfassendes Bild von der Geschichte und dem gegenwärtigen Leben der Maya zu zeigen.

Man geht durch die nachgebaute Straße einer Kleinstadt, kann Läden und eine Schule betreten oder in eine Kapelle hineinsehen, die dem heiligen Simon geweiht ist, der erstaunlich indianisch aussieht. Und das ist kein Wunder, denn Simon wird auch mit dem Maya-Gott Maximion identifiziert.

Um das Spannungsverhältnis zwischen christlicher Religion und indianischer Tradition geht es auch in "Himmel aus Gold", einer Ausstellung, in der erstmals Werke des indianischen Barocks in Europa zu sehen sind. Gezeigt werden Bilder und Plastiken aus Kirchen und Klöstern, die im 17. und 18. Jahrhundert in Ecuador erbaut worden sind. Die Altargemälde, Madonnen und Heiligenfiguren sind Werke einheimischer Künstler, die einerseits den spanischen Barockstil übernahmen, andererseits aber indianische Motive einfließen ließen. Spektakuläres Spitzenwerk der Ausstellung ist die Jungfrau Maria von Quito, eine geflügelte Madonnenfigur, die als ecuadorianisches Nationalheiligtum gilt und nie zuvor das südamerikanische Land verlassen hat. Die Ausstellung, die aus konservatorischen Gründen leider nur kärglich beleuchtet ist, hätte sich das Museum nie leisten können. Sie wurde nahezu komplett von Ecuador finanziert.

"Das Jahr 2010 war in der Museumswelt von Turbulenzen bestimmt. Mit dem eintrittsfreien Tag möchten wir uns bei den Hamburgern für die Treue bedanken, mit der sie über das Jahr unsere Ausstellungen und Veranstaltungen lebendig gehalten haben und ohne die es das Museum so niemals gäbe", sagt Museums-Sprecherin Christine Ziesmer, die die Besucher dazu aufruft, ihre Neujahrswünsche für sich, das Museum und alle anderen abzugeben: "Hier sind sie in der Obhut der Schamanen, Götter und Heiligen - und damit sicher gut aufgehoben."

Museum für Völkerkunde: Do 30.12. 10.00-21.00, Rothenbaumchaussee 64 (U Hallerstraße)