Tom Tykwer arrangiert das Erotikdrama “Drei“ mal packend, mal komisch.

Dreiecksbeziehungen im Kino sorgen für Unordnung und Verunsicherung, für Spannung und Gesprächsstoff. Ein Mann zwischen zwei Frauen, eine Frau zwischen zwei Männern - da ist meist einer zu viel. Dass man dieses Zuviel auch ganz anders erzählen kann, zeigt der neue Film von Tom Tykwer, der das Thema kurz und lakonisch schon im Titel trägt: "Drei".

Zunächst lernen wir Hanna (Sophie Rois) und Simon (Sebastian Schipper) kennen, ein Paar Anfang 40, seit 20 Jahren liiert, ohne Kinder, natürlich mit hippen Berufen: Sie moderiert Kultursendungen im Fernsehen, er installiert im Auftrag anderer übergroße Kunstobjekte. Unabhängig voneinander (und ohne Wissen des anderen) verlieben sich beide in denselben Mann: Adam Born (Devid Striesow), ein ziemlich cooler Stammzellenforscher, bisexuell, erfolgreich, mit mannigfaltigen Interessen.

Dass Mann und Frau sich in ein und denselben Kerl verlieben, kann man aufgesetzt und überkonstruiert finden. Doch diese Versuchsanordnung passt vortrefflich zum Werk von Tom Tykwer, der seit 1998, seit "Lola rennt", dem Zufall eine Chance gibt. So muss man einfach hinnehmen, das Simon plötzlich auf Männer steht. Immerhin: Der schwule Sex ist sehr geradeaus und unverklemmt inszeniert, ohne voyeuristisch zu sein, Hanna und Simon kommen sich durch ihre Affäre glaubwürdig wieder näher.

Doch Tykwer belässt es nicht dabei. Hier eine Anspielung auf das Theater von Robert Wilson, dort eine Debatte über Afghanistan, Simons Mutter stirbt an Bauchspeicheldrüsenkrebs, er selbst leidet an Hodenkrebs - all das erzählt er mit Split Screen, Schwarz-Weiß-Sequenzen und launigem Off-Kommentar. Tykwer wirft dem Zuschauer ein Füllhorn an Ideen und Anspielungen vor die Füße. Das ist mal packend, mal überladen, mal komisch, dann wieder bedeutungsschwer.

+++-- Drei D 2010, 119 Min., ab 12 J., R: Tom Tykwer, D: Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow, Angela Winkler, täglich im Abaton, Holi, Passage, Zeise; www.drei-x-verleih.de/de