Ale Dumbsky ist Mitbegründer des Hamburger “Radar“-Filmfestivals.

Musikalisch wurde es für mich Anfang der 80er-Jahre Zeit, den Kontinent zu wechseln: Insbesondere Punk aus England wurde gefühlt langsamer, weniger aggressiv und immer mehr Rock - und Rock interessiert mich nach wie vor nicht. Amerikanischer Hardcore, der in dieser Zeit seine Blüte mit Bands wie Black Flag, den Dead Kennedys, Millions of Dead Cops und Hüsker Dü erlebte, füllte die Lücke nachhaltig.

Zu dieser Zeit hing ich oft bei meinem Freund Rudi ab. Der war auch Schlagzeuger, allerdings mit einem stabilen Faible für Rock und Soundtracks. Seine Platten zogen sich in langen LP-Stapeln durch sein winziges Jugendzimmer, sodass man sich nur hüpfend darin bewegen konnte. Zwischen den Bergen von Vinyl sitzend, spielte er mir dann seine letzten Errungenschaften vor, rückblickend betrachtet vielleicht mit einem missionarischem Eifer, mich doch noch für Deep Purple begeistern zu können.

Mein Desinteresse an Rock kehrte sich schlagartig ins Gegenteil um, als Marvin Gaye in der Rock-Höhle Einzug hielt. Es war vermutlich auf einem Soundtrack, anders kann ich es mir nicht erklären, wie sich dieser Titel dorthin verirren konnte, aber an diesem Tag kam "Sexual Healing" aus den Lautsprechern.

Das hatte so gar nichts mit der Wut und dem Gebrate zu tun, das hier sonst der musikalische Standard war. Fast demütig saßen wir vor dem eleganten Arrangement, der aufgeräumten Instrumentierung und dieser unglaublichen Stimme und waren uns sehr unsicher, warum wir das so gut fanden.

Das Album - Sexual Healing: Marvin Gaye veröffentlichte den Song 1982 und schaffte es damit u. a. in den USA und Deutschland in die Charts.