Superpunk und Bernd Begemann treten mit ihren lakonischen Songs im Knust auf

Sie agieren nicht gänzlich im Verborgenen, aber eine Arena könnte Superpunk (noch) nicht füllen. Umso schöner, dass die Band um Sänger und Texter Carsten Friedrichs prominente Fans hat, die immer wieder mal auf ihre Qualitäten aufmerksam machen. Fettes Brot, Hamburgs erfolgreichste Hip-Hop-Formation, gehört definitiv dazu. Superpunk durfte deren Hit "Bettina, zieh dir etwas an" als Rock-'n'-Roll-Nummer remixen, zum Repertoire der Brote gehört das lustige "Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen". 12 000 Fettes-Brot-Fans sangen die schmissige Nummer vor zwei Wochen in der O2{--}World mit.

Vielleicht kommen ja ein paar von ihnen am 28. Dezember ins Knust, wo Superpunk zum Jahresende noch eine Show spielen wird, in der alte und neue Fans sich an ihren lakonischen Songs delektieren können. Das Quintett hat immerhin schon eine 15-jährige Bandgeschichte hinter sich. 1995 gründen Carsten Friedrichs, Thorsten Wegner (Schlagzeug) und Lars Bulnheim (Gitarre) die Band. Den Bass bedient Jan Müller, der zwei Jahre später zu Tocotronic wechselt und von Tim Jürgens ersetzt wird. 1996 kommt als Keyboarder Thies Mynther hinzu. Dieses Quintett hat inzwischen sechs Alben veröffentlicht.

Die Musiker von Superpunk sehen sich selber als eine Combo, die von Garagenrock auf der einen und von Northern Soul auf der anderen Seite beeinflusst ist. Nicht zuletzt wegen ihrer Herkunft und ihrer deutschen Texte muss die Band allerdings auch in der sogenannten Hamburger Schule verortet werden, wenngleich sie mit Diskurs-Rock nie was am Hut hatte. Nummern wie "Neue Zähne für meinen Bruder und für mich" und "Ich bin kein Ignorant, ich bin kein Idiot" sind flotte und lustige Nummern, bei denen die Refrains vom Auditorium immer gerne mitgesungen werden.

Einer der Urväter der Hamburger Schule, Bernd Begemann, gibt sich einen Tag nach dem Konzert von Superpunk im Knust die Ehre. Als der Musiker Mitte der 80er-Jahre aus seiner Heimatstadt Bad Salzuflen in die Hansestadt kommt, kreiert er als einer der Ersten mit seiner Band Die Antwort und dann später als Solokünstler einen Pop-Stil, der an die Neue Deutsche Welle anknüpft, musikalisch aber mehr Beat-Elemente enthält. Auch Begemanns Alltagsbeobachtungen besitzen einen lakonischen Duktus, er zeichnet sich in vielen seiner Songs als Verlierer, jedoch ohne jegliche Larmoyanz.

Ein gutes Beispiel für diese Erlebnisverarbeitung ist Begemanns Song "Sie blieb niemals stehen" von seinem zweiten Soloalbum "Solange die Rasenmäher singen". "Ich wusste nicht, wie man mit so einer spricht", singt er in dieser Liebeserklärung an ein Mädchen aus seiner Schule. Niemals würde Begemanns lyrisches Ich seine Beobachterposition aufgeben, der Song ist ein Lied für all die schüchternen Jungs, die sich nicht trauen, sich einem bewunderten Mädchen auch nur zu nähern. Liebeslieder nehmen in Begemanns Werk einen großen Platz ein, selten sind die Beziehungen, die er beschreibt, glücklich und von langer Dauer. "Viel zu glücklich (um es lange zu bleiben)" und "Die Verlassenen" zeigen, wie er das Thema angeht und ohne die üblichen Klischees auskommt.

Das Knust, der Klub im ehemaligen Schlachthof, ist so etwas wie Begemanns musikalische Heimat geworden. Vor zwei Jahren gastierte der inzwischen 48 Jahre alte Beat-Poet einmal im Monat im Knust, immer mit Gästen und immer mit einem musikalischen Schwerpunkt. 17 Alben hat Begemann unter eigenem Namen oder mit der Antwort inzwischen veröffentlicht, das Repertoire reicht für lange Abende. Wenn der Musiker in Spiellaune ist, und das ist er meistens, kann so ein Konzert schon mal drei Stunden dauern, zumal Begemann immer gern Songwünsche seines Publikums erfüllt.

Zwischen Superpunk und Begemann gibt es natürlich auch Berührungen. Begemann produzierte 1999 deren Debütalbum "A bisserl was geht immer", das teilweise in seinem Schlafzimmer aufgenommen wurde. Als Gäste wird er Friedrichs und Co. allerdings am 29. Dezember nicht begrüßen dürfen, da gastiert Superpunk in Hannover.

Superpunk Di 28.12., 21.00; Bernd Begemann Mi 29.12., 21.00, beide Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten jeweils 13,90; www.superpunk.de ; www.bernd.begemann.de