Der Satiriker Hans Scheibner stellt im Buch und auf der Bühne die wichtigste Frage vor dem Fest

Lustspielhaus. Hans Scheibner kann kein eingefleischter Weihnachtshasser sein. Immerhin verdankt er den mit sarkastischer Distanz beobachteten, mit spitzer Feder notierten, großen und kleinen Katastrophen an Heiligabend seinen Bestseller "Wer nimmt Oma?" Außerdem: Seit 13 Jahren beschert er pünktlich zur Weihnachtszeit satirische Programme über das schönste Fest des Jahres, die er schreibt, singt und spielt. Scheibner kann Weihnachten nur lieben - schon als eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration für absurde Dialoge und noch absurdere Situationen.

Dem nie versiegenden Born alljährlicher Dramen unter dem Tannenbaum ist nun das neue Buch "Wohin mit Oma?" entsprungen. Dazu bringt der Kabarettist termingerecht die Hamburg-Premiere des neuen Programms auf die Bühne des Lustspielhauses.

Schwerwiegende Fragen stellt der Altmeister der Satire. Denn Weihnachten steht alles auf dem Prüfstand: die Liebe, die Ehe, die Verwandtschaft, das Portemonnaie und die Nerven. Muss man das Nichts-schenken-Versprechen tatsächlich einhalten? Rotkohl oder Grünkohl zur Weihnachtsgans? Darf man seiner Frau noch einen Nähkasten schenken? Ist Lametta out für immer? Und natürlich aufs Neue wieder ungelöst: Wohin mit Oma? Bei den gravierenden Problemen stehen dem Kabarettisten Gattin Petra Verena Milchert und Tochter Raffaela so hilfreich wie streitbar zur Seite. Für musikalische Entspannung in der Festkrisensituation sorgt Berry Saarluis am Klavier.

Über "schrecklich gemütliche Weihnachten" singt das komödiantische Trio auch im neuen Oma-Programm wieder ein höhnisch-garstig "Deutschland-Lied": "Kennst du das Land, wo zur Heiligen Nacht meistens ausbricht der größte Familienkrach?" Scheibner bringt Sketche und Songs aus dem gleichnamigen Buch auf die Bühne, streut natürlich auch ältere Hits und tagespolitische Satire ein.

"Das kann ich nicht lassen", sagt der Gerechtigkeitsfanatiker und Pazifist - und verspricht eine "demaskierende Talkshow in Bethlehems Stall mit dem Herrn der Bundeswehrheerscharen von und zu Guttenberg".

Auf den Running Gag im Programm, den Weihnachtsmann, darf sich das Fan-Publikum auch wieder freuen: Die weißbärtige Rotmütze gerät bei ihren Erdenbesuchen so regelmäßig wie prompt in Scherereien. Obwohl im Himmel die Dinge keineswegs so rosig laufen, wie die geflügelte Putte Petra in ihrem "Engelsgesang" verrät. Sie lobpreist dafür die Schönheiten des Lebens auf Erden und mahnt in ihrer Friedensbotschaft: "Menschen, so begreift doch euer Glück, ihr seid ja viel zu dumm, euren Himmel zu genießen, bringt euch gegenseitig um."

In seinen mit warmherzigem Humor erzählten Schmunzelgeschichten bringt Scheibner Komödie und Tragödie aufs Satirebrettl, sorgt für das Wiedersehen mit den bekannten Figuren, seinem Freund Walther, Irmgard und Hund Willy. Er erzählt von fachfraulichen Zubereitungskonflikten beim Braten der Weihnachtsgans, die primitiven Kartoffelsalat- und Wüstchentypen für ewig verschlossen bleiben. Er hetzt die Geschlechter, bevorzugt einander so überdrüssige wie verschworene Eheleute und Generationen, einander total fremde Junge und Alte aufeinander, und findet bei den Nachbarscharmützeln und Kleinkriegen im Alltag zu überraschenden Lösungen und Pointen.

Auffällig ist nur eines: Warum tourt der schlaue Scheibner zur angeblich schönsten Zeit des Jahres über die Bühnen in norddeutschen Landen und macht den Knecht Ruprecht? Ganz klar: um Weihnachten im Familienkreis zu entkommen. Beschert der Festtagskrach im trauten Heim nur Ärger und Verdruss, macht er auf der Bühne Spaß und wird zum komischen Vergnügen. Für die Familie Scheibner und alle Zuschauer.

Wohin mit Oma? Mi 22.12., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten (15,- bis 25,-): T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de ; Hans Scheibners Bücher "Wer nimmt Oma?" und "Wohin mit Oma?" mit Illustrationen von Heidrun Boddin sind bei List erschienen und kosten 14,95.