Hamburg. WikiLeaks könnte zum großen Vorbild für eine Vielzahl weiterer sogenannter Whistleblower-Plattformen werden. Nachdem die WAZ-Gruppe bereits ein eigenes Portal zum anonymen Upload von Informationen startete, denkt auch der "Spiegel" über die Einrichtung einer solchen Plattform nach. Gegenüber medienradio.org sagte Holger Stark, Ressortleiter Deutschland des Nachrichtenmagazins, die Debatte über eine eigene Annahmestelle für Geheiminformationen laufe, "seit wir uns mit WikiLeaks beschäftigen, und hat sich in diesem Jahr noch einmal verstärkt". Die Vermutung, dass sich der "Spiegel" an openleaks.org beteiligen wolle, wollte er nicht bestätigen. Die Entscheidung sei noch nicht getroffen , so Stark.

OpenLeaks ist das Projekt einer Gruppe von Entwicklern, zu denen auch der ehemalige deutsche WikiLeaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg gehört. Das Projekt, das sich noch im Entwicklungsstadium befindet, versteht sich als Forum für die anonyme Kommunikation zwischen Informanten und Medien. Dadurch, dass Informanten gezielt einzelne Medien ansprechen können, sollen auch Informationen, deren Brisanz lokal begrenzt ist, an den richtigen Adressaten gelangen.

OpenLeaks soll die Informationen nicht selbst filtern, sondern als übergeordnete, aber neutrale Instanz fungieren. Domscheit-Berg betonte gegenüber techpresident.com, dass er "dem gesamten Konzept der Führungsperson" nicht vertraue. Die Erfahrungen mit dem als autokratisch geltenden Julian Assange dürften dazu beigetragen haben, dass er sehr viel Wert auf Neutralität legt.