Er ist der Mann, der uns den “Rosaroten Panther“ und “Frühstück bei Tiffany“ schenkte. US-Regisseur Blake Edwards starb im Alter von 88 Jahren.

Hamburg. Selten so gelacht. So hieß, zumindest im Deutschen, 1957 sein letztes Drehbuch, das er noch für einen fremden Regisseur verfasst hatte. Ein Titel, der gut über seinem ganzen Leben stehen könnte. Blake Edwards hat die Welt zum Lachen gebracht. Das ist eine große Kunst, die größte vielleicht. Denn das vermeintlich Leichte ist oft am schwersten zu gestalten. Und Edwards war ein Meister darin, muss im selben Atemzug wie die anderen Klassiker des Lustspiels, Ernst Lubitsch und Billy Wilder, genannt werden. Er war ein "Komödiengenie" (so die "Washington Post"), ein "Meister der modernen Komödie" (so das Branchenblatt "Variety"). Er bescherte uns eine ganze Reihe turbulenter Komödien - voller Gags, Pointen und Slapstickelementen. Nun ist er gestern im Alter von 88 Jahren in einem Krankenhaus in Santa Monica (Kalifornien) gestorben, an den Folgen einer Lungenentzündung.

Edwards, 1922 geboren als William Blake Brump, hatte das Business im Blut. Sein Großvater war der Stummfilmveteran J. Gordon Edwards, sein Stiefvater der Bühnenregisseur und Produktionsleiter Jack McEdwards. Schon früh trieb er sich daher in den Filmstudios herum, begann dann als Schauspieler beim Film (unter anderem in "Die besten Jahre unseres Lebens"). Ab 1947 sattelte er dann um, verfasste Drehbücher, bis er sich 1955 selbst auf den Regiestuhl setzte. Seine ersten Versuche wurden noch verhalten aufgenommen; mit "Unternehmen Petticoat", der Cary Grant und Tony Curtis in einem rosa U-Boot zeigte, gelang ihm dann 1959 ein erster Erfolg. Und dann durfte er den Bestseller jener Zeit verfilmen, Truman Capotes Skandalroman "Frühstück bei Tiffany". Dem wurden zwar für die Filmversion hollywoodmäßig alle Zähne gezogen, alle Anspielungen auf den wahren Beruf der Prostituierten Holly Golightly ausgemerzt. Truman Capote soll sich die Haare gerauft haben. Aber dennoch wurde der Film ein Triumph. Für Edwards. Für Audrey Hepburn. Und für Capote.

Die Sechziger wurden dann das Edwards-Jahrzehnt. 1962 setzte er mit "Der rosarote Panther" sein Markenzeichen - der Beginn einer langlebigen und höchst erfolgreichen Filmserie. Der Mann konnte auch anders: Blake Edwards hat auch einen verstörenden, nervenzerrenden Thriller um einen Erpresser gedreht ("Der letzte Zug") oder das viel gelobte Trinkermelodram "Die Tage des Weinens und der Rosen" mit Jack Lemmon.

Das Oeuvre von Blake Edwards war unweigerlich verbunden mit dem dreier herausragender Menschen. Da ist zuallererst natürlich Henry Mancini zu nennen, der ihm Evergreens wie "Moon River" oder das markante "Pink Panther"-Thema komponiert hat. Seit 1960, seit "Der Spätzünder", schrieb er zu all seinen Filmen die Musik; der Mancini-Sound ist unweigerlich mit dem Edwards-Rhythmus verbunden. Beide verband auch eine tiefe Freundschaft, die bis zu Mancinis Tod 1994 anhielt.

Da war ferner natürlich Peter Sellers, der immer wieder für Edwards den trotteligen französischen Inspector Jacques Clouseau in den "Panther"-Filmen spielte, was dem britischen Komiker zur Rolle seines Lebens wurde.

Und da war schließlich Julie Andrews, die Frau, mit der Blake Edwards seit 1969 verheiratet war. Eine jener raren Hollywood-Ehen, die allen Klischees Hohn sprechen und nicht nur bestehen, sondern sich auch gegenseitig befruchten. Siebenmal hat sie die Hauptrolle in seinen Filmen gespielt, darunter die Travestie-Titelrolle in "Victor/Victoria", für die sie 1982 einen Oscar erhielt. Edwards ist damit einer von gerade mal sechs Filmregisseuren, die ihren Frauen einen solchen Triumph ermöglichten. Unvergessen ist sie auch in seiner brillanten späten Satire auf die Filmindustrie, "S.O.B. - Hollywoods letzter Heuler" (1980), in der ein tollkühner Regisseur ein Peter-Pan-Musical, das keiner mehr haben will, kurzerhand zu einem Sexfilm umstilisiert. In dem halben Film geht es darum, ob Julie Andrews ihre Möpse (nicht unsere Worte, sondern die des Films!) zeigen würde. Sie tat es. Und hätte es für niemand anderen getan.

Überhaupt wird "S.O.B." bis heute sträflich unterschätzt, wird auf deutschen Kanälen nie wiederholt und ist auch, als so ziemlich einziger Titel in seiner umfangreichen Filmografie, bis heute nicht auf DVD erschienen. Dabei gewährte Edwards hier tiefe persönliche Einblicke. Denn die Satire war seine Antwort darauf, wie er nach mehreren Filmpleiten Anfang der 70er-Jahre bei den Studiobossen von Hollywood für einige Jahre in Ungnade gefallen war. Bis er sich mit "10 - Die Traumfrau" 1978 sein Comeback ertrotzte.

Seinen letzten großen Auftritt hatte Edwards vor sechseinhalb Jahren, als er aus den Händen eines echten Fans, Jim Carrey, den Ehren-Oscar entgegennahm. Seinen Auftritt inszenierte der Altmeister wie eine klassische Edwards-Pointe, wie eine Sellers/Clouseau-Pointe: Mit Gipsbein im Rollstuhl, sauste er in viel zu hoher Geschwindigkeit über die Bühne und knallte am Ende durch eine Pappwand. Er war da immerhin schon 82, erhob sich dann aber frotzelnd und ohne Gips und klopfte sich den Staub vom Jackett. Diesen Mann, das wollte er der Welt noch einmal zeigen, haut nichts um. Nun hat es ihn doch aus der Bahn geworfen. Das darf man in diesem Fall wohl ausnahmsweise so salopp formulieren.