Die Galerie Nachtspeicher 23 feiert mit der experimentellen Schau “Kettle full of diamonds“ ihr zweijähriges Bestehen

Nachtspeicher 23. Seit gut zwei Jahren hat die Gegenwartskunst eine neue Adresse in Hamburg, den Nachtspeicher 23.

Als gemeinnütziger Verein organisiert, haben es sich die Initiatoren zur Aufgabe gemacht, eine Plattform für den Austausch über Kunst zu entwickeln - und das jenseits des gängigen Ausstellungsbetriebs.

Die hier ausstellenden Künstler verwahren sich gegen Geniekult und Kunstfetischismus. Als Verein sind die Macher weniger von den Mechanismen des Kunstbetriebes abhängig, Kunst soll hier ganz einfach Kunst sein. Und weniger den Charakter eines Produktes in einer von den Gesetzen des Marktes beherrschten Welt tragen.

"Unsere Organisation als Verein ermöglicht es uns, auch Kunst jenseits des Mainstreams zu zeigen", sagt Mitglied Gabriele Walter. "Wir verstehen uns ganz bewusst als Nische für Künstler, die experimenteller arbeiten."

Acht Kreative umfasst der Verein. Über jede Ausstellungsanfrage wird mehrheitlich abgestimmt. Der Verein versteht sich auch als vermittelnde Kommunikationsplattform zwischen Künstlern und Besuchern. Das Jubiläum wird gebührend gefeiert. Natürlich mit einer Ausstellung. An der Schau "Kettle full of diamonds", die heute Abend eröffnet wird, beteiligen sich insgesamt 41 Künstler, 28 von ihnen leben in Hamburg. Alle haben im Laufe der vergangenen zwei Jahre in dem Kunstraum in St. Georg ihre Werke präsentiert. Zu sehen ist etwa die Arbeit "Verlaufen" von Marlene Treu: Mit ganz feinen Bleistiftstrichen zeichnet sie auf Papier. Auf den ersten Blick wirkt das Ergebnis filigran, fast lieblich. Erst bei genauem Hinsehen erhält es etwas Beunruhigendes, fast Monströses. Aus dem scheinbar zusammenhängenden Gebilde lösen sich gegenständliche Strukturen, eine Krallenhand, eine Fellanmutung oder ein Auge.

Das Werk des Bremers Andreas Becker mit dem vielsagenden Titel "Heavy Metal" sieht aus wie eine auf Leinwand gebannte, zusammengeschobene Blechdose. Volker Behrend Peters hat in seinem Beitrag "Ohne Titel" mit Paraffin auf Leinwand eine eigenwillig zerklüftete Struktur entwickelt, die wahlweise Assoziationen an eine verschneite Baumlandschaft oder an Würmer auf dem Mars weckt.

Seine Arbeiten wirken impressionistisch. Über abstrakte Flächen führt er mithilfe einer Clusterbildung einen Mikrokosmos vor, der die Dichotomien Laut und Leise, Tempo und Muße, Frieden und Aufruhr verhandelt.

Der Ulmer Künstler Dr. Ulf König stellt eine architektonisch angelegte Skulptur in den intensiv strahlenden Farben Rot, Blau und Weiß in einem Materialmix aus. Mit den Mitteln der konventionellen Malerei fertigt die Künstlerin Nora Chrosziewski abstrakte Bilder an, die in ihrer textilen Struktur wie Stoffmuster anmuten. Sie erhalten einen scheinbar dreidimensionalen Ausdruck. Anna Hoffmann stellt eine Vogelskulptur im Röckchen mit dem ironischen Titel "Haute Couture" aus. Von der russischen Literatur Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich Lena Oehmsen für ihre Fotocollagen "N Prospekt" und "Weiße Nacht" inspirieren lassen und beschäftigt sich darin mit dem Phänomen der Auflösung.

Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses liegt den Mitgliedern des Nachtspeichers 23 besonders am Herzen. Die hier ausgestellte Kunst ist nicht nur auf ein Genre begrenzt. Sie reicht von der Malerei über Fotografie, Lichtinstallationen, Objektkunst bis hin zu Performances. Für das kommende Jahr können sich die Hamburger auf bislang 14 geplante Ausstellungen im Nachtspeicher 23 freuen.

Kettle full of diamonds: 17.12. (Vernissage ab 19.00) bis 16.1., 18.12./19.12. 15.00 bis 18.00, 15.1./16.1. jew. 15.00 bis 18.00 und nach Vereinbarung, Nachtspeicher 23 (U/S Berliner Tor), Lindenstraße 23; www.nachtspeicher23.de