Hamburg. Wer hätte je mit einem Vortrag den Kleinen Saal der Laeiszhalle gefüllt? Alfred Brendel, dem Doyen der Pianistenwelt, ist es gelungen - und mehr noch: Mäuschenaufmerksam folgten die Hörer seinen Ausführungen über "Das umgekehrt Erhabene: Die komischen Möglichkeiten der Musik". Dabei waren die von jener Strenge und Umfassenheit, die man von ihm auf dem Podium gewöhnt war.

Es war wohl kein Zufall, dass alle Tonbeispiele von Klassikern stammten, Säulenheiligen des brendelschen Klavierrepertoires. Lakonisch und in einem charmant an selige k.u.k. Zeiten gemahnenden österreichischen Tonfall kommentierte er die harmonischen Frechheiten, das tönende Gelächter eines Joseph Haydn oder Beethovens aufmüpfiges Spiel mit der Form, sein schräges Spätwerk, dessen groteske Züge allzu häufig mit dem Unterton der Entmündigung auf die Ertaubung des Komponisten erklärt werden.

Romantiker, beschied Brendel die Hörer, hätten wegen der zunehmenden Auflösung der Strukturen nur noch sehr viel seltener Komisches geschrieben, denn "das Komische braucht den Verstoß gegen das Gewohnte".

Unzählige Definitionen zog er aus dem Ärmel und kam dann zu dem Schluss: Das Empfinden für Komik ist höchst subjektiv, denn es hängt von der Vorprägung des Empfängers ab. Und von der Vorbildung: "Es gibt Witze für Erwachsene und Fortgeschrittene."

Brendel machte sich denn auch keine Mühe, die Leute irgendwo "abzuholen", wie es so schön neudeutsch heißt. Und eine pampige Zwischenruferin fragte er mit maliziöser Liebenswürdigkeit: "Haben Sie noch irgendwelche Wünsche?"