Nein, mangelndes Selbstbewusstsein kann man Florian Henckel von Donnersmarck wirklich nicht vorwerfen. Es kann vorkommen, dass der vielversprechendste deutsche Filmemacher seit Wolfgang Petersen sich im selben Satz mit Alfred Hitchcock und Richard Wagner vergleicht; auch sein Oscar-Auftritt 2007, als er mit "Das Leben der Anderen" "für Deutschland" gewann und Arnold Schwarzenegger als Vorbild outete, klingt Kritikern bis heute im Ohr.

Kein Zweifel schon damals: Hier will einer nach ganz oben, hier glaubt einer an sich, felsenfest wie sonst nur Arnie. Der Sohn eines Lufthansa-Chefs kam viel herum, Manhattan, Brüssel, St. Petersburg, Oxford, seine Mutter sorgte für frühe Hochbildung und schenkte ihm Wagners Autobiografie zum 12. Geburtstag, Erstausgabe, versteht sich.

Nun allerdings, da der 37-Jährige auch als Regisseur in Hollywood angekommen ist und sein Superstar-Movie "The Tourist" bei uns anläuft, steht sein kruppstählernes Ego vor einer besonderen Probe. Die Kritik jault, allenthalben. Nix Hitchcock, nix Wagner, nix Autorenkino, nur US-Durchschnittsware.

Und er? Hält sich vornehm zurück, freut sich über gute Zahlen an den US-Kassen und verweist auf zwei Golden-Globe-Nominierungen, eine "Genugtuung" für ihn. Kritikergift, Kassengold - könnte sein, dass der neue Mainstream-Graf aus dem schlesischen Adelshaus eine Karriere hinlegt wie einst Herr Terminator aus der Steiermark.